Heut will ich, Les’rin, dir erzählen
von meiner Kreativität,
das heißt wie, wenn Gedanken fehlen,
doch so was wie’n Gedicht entsteht.
Zunächst: Es geht bei dieser Sache
durchaus mit rechten Dingen zu.
Genie? Dass ich nicht lache!
Poeten sind wie ich und du.
Man muss nur ein paar Tricks beachten,
das ist das ganze A und O,
braucht den Horaz nicht auszuschlachten,
nicht Opitz, Scaliger und Co.
Ambiente, um es gleich zu sagen,
Ambiente heißt das Zauberwort:
Nicht irgendwo sein Zelt aufschlagen,
nein, wo die Kehle nicht verdorrt.
Drum hab die Küche ich erkoren
zur heilig-hehren Musenstatt,
weil rosa funkelnd sie vergoren
genügend Seelennahrung hat.
Und weil sie mit der Heizungstherme,
die unaufhörlich schnieft und schnurrt,
Behaglichkeit mir schenkt und Wärme
für manche schöne Kopfgeburt.
Und auch der Kerze fröhlich Flackern
im Zug, der aus der Ritze weht,
hilft den Parnass mir zu beackern –
nichts, scheint mir, züngelt so beredt!
Hab ich vom Zeitpunkt schon gesprochen?
Auch diesen man sich günstig wähl:
Es sei der Abend angebrochen,
dass Stille dein Gemach beseel
Und Dunkelheit die Gassen hülle,
damit der Blick ins Leere geht
und deines Tages Bilderfülle
dir zu dem einen, besten rät.
Ein Tröpfchen, um es zu betonen,
ölt deine Hirnmaschinerie.
Sie wird es reich und rasch dir lohnen
mit einem Unmaß Fantasie.
So weit! Mehr ist hier nicht vonnöten,
damit das Dichterherz entbrennt
in Flammen, die wie Morgenröten –
falls Feuerholz nicht fehlt: Talent.