Der Abend ruht in seiner Stille,
von allem Lärm des Tags befreit,
ein Wesen ohne Wunsch und Wille
im Schattenarm der Dunkelheit.
Erloschen ist der Sonne Funken,
der tags noch glomm im Wolkenmeer,
das selber nun ins Nichts versunken,
als ob es nie gewesen wär.
Und war kein Stern mehr, ihm zu dienen,
verlor sich aus der Kammer auch
der trüb den Tag mir heut beschienen,
der Dämmer wie ein feiner Rauch.
Ein letzter Stummel von dem Kranze,
den lieb wer zum Advent mir wand,
erhellt mir dürftig nun das Ganze,
das jäh sich so verfinstert fand.
Grad hört ich noch die Reifen flitzen,
raubeinig rüttelnd am Asphalt –
jetzt leis nur, wie auf Zehenspitzen,
als hätte man sie angeschnallt.
Die Flagge auch, die sich zu sträuben
es liebt im kraulenden Südwest,
als würde jemand sie betäuben,
klebt willenlos am Maste fest.
Am Fuß der düsteren Fassaden
gleißt nackt und kalt das Neonlicht –
doch statt zum Kaufen einzuladen,
rät’s eher zum Konsumverzicht.
Und droben diese Himmelsbühne
soeben unser Mond betritt!
Wie blass wirkt aber heut der Kühne
und wie viel dünner als im Schnitt!
So kann man ihn am Morgen sehen,
wenn übernächtigt er und bleich
im Lichte muss des Sternes stehen,
der auffuhr aus dem Schattenreich.
Dann kitzeln auch der Sonne Küsse
mein Aug, das noch nach Träumen jagt,
dass sacht sie mahnen mich, ich müsse
hinaus ins Leben unverzagt.
Wie fern ist, ach, schon dieser Morgen,
da ich gehadert mit dem Tag
und, etwas Aufschub mir zu borgen,
noch lange faul im Kissen lag!
So rasch zerfließen diese Stunden,
die mit dem Zifferblatt man misst.
Die Zeiger drehen ihre Runden
so stur wie’n Gardeinfant’rist.
Wie anders, wenn wir ewig wären:
Wir lachten uns ins Fäustchen nur,
würd greinend wer sein Aug entleeren
in eines Heute flücht’ge Spur!
Doch so, wie auf der Zeit wir treiben
in unaufhaltsam stetem Fluss –
was hilft’s, dagegen anzuschreiben
im Stile eines Sisyphus?
Genug! Wir wolln die Lider schließen
vorm hellen Licht der Grübelei
und diesen Augenblick genießen
bei Gläschen Nr. 1 und 2…
Da hab ich einen Wonnetropfen,
der wohlig mir die Seele netzt.
Ich glaube (rasch auf Rebholz klopfen!),
ich glaub, die Ewigkeit ist jetzt.