Hier schnell noch eine kleine Probe
der Sangeskunst, der ich mich weih,
bevor in leichter Nachtgarderobe
dem Bett ich meine Schwere leih.
Vom Tage will ich kurz berichten –
und dass er sich nicht ganz verlier,
ein Denkmal ihm noch rasch errichten
mit einem Sockel aus Papier.
(Soll mein Geschreibsel ich denn preisen,
als wär es für der Zukunft Ohr,
so „dauerhaft wie Erz und Eisen“?
Da sei mir mein Horaz davor!)
Wobei den Brauch ich mal durchbreche,
nur Heldenhaftes so zu ehrn –
der Tag, er zeigte nämlich Schwäche,
statt wahre Größe mich zu lehrn.
Wie kleinlaut er dahingeschlichen,
kaum hat den Mund er aufgekriegt!
Und mit der Dämmerung verblichen,
im Müll der Zeit er nun schon liegt.
Es hat ihn nichts aus den Kolonnen
hervorgehoben seiner Art.
Grau hat sein Dasein er begonnen,
grau schied er aus der Gegenwart.
Doch dass man mit der falschen Elle
den Unscheinbaren mir nicht misst!
Ist er nicht eine wicht’ge Zelle
im luft’gen Leib der Lebensfrist?
Und wie Millionen seinesgleichen,
die farblos ihre Runde gehn,
um rasch für immer zu verbleichen,
als unentbehrlich anzusehn?
Ja, meine Widmung will ich weiten,
dass übers Jetzt hinaus sie rag –
das Denkmal, schwerlich zu umschreiten,
es heiß: „Dem unbekannten Tag“.
Gerade dieses Unscheinbare
verbürgt uns Halt und Festigkeit,
indes das Glänzende und Rare
nur Zierrat ist am Hals der Zeit.
Die Schluss-Sentenz. Nun in die Falle.
Der neue Tag, er wartet schon.
Und sei er auch so grau wie alle –
es winkt ihm ein Gedicht als Lohn!