Maestro

MaestroEr hebt den Taktstock. Totenstille.
Fängt an zu fuchteln: Klang erglimmt –
nach des Maestro Wunsch und Wille
Musik und Musikant gestimmt.

Mit schwenkbar gut geölten Armen
peitscht er Signale in den Saal,
derer die Geigen sich erbarmen
und auch die Pauken Mal für Mal.

Die Bratschen branden in den Reigen,
die Celli jubeln, die Oboen,
Fagotte, Hörner wolln nicht schweigen,
so wenig wie das Saxophon.

Die eifersücht’ge Klarinette,
auch sie hält nicht mehr hinterm Berg,
da alles brünstig um die Wette
sein Herzblut gibt für dieses Werk.

Wie sie nach seiner Pfeife tanzen
und seine Grillen orchestriern,
die mit subtilsten Tonbalancen
den Komponisten koloriern!

Am Ende Taumel der Gefühle.
Kadenz. Finale. Tutti. Schluss.
Kurz Stille. Dann vom Fan-Gestühle
Gejauchze bis zum Überdruss.

Der Meister, ganz in Schweiß und Hitze,
das Haar, genialisch lang, verklebt,
wie riss er wieder mal vom Sitze
den Bürger, der nach Höh’rem strebt!

Der Zauberstab, den er geschwungen,
dass mit der Harmonie es klapp,
hängt wie mit ausgepumpten Lungen
nun schlaff von seiner Hand herab.

Wie oft muss er sich nicht verbeugen!
Wie viele Bravos im Applaus!
Ihm seine Klasse zu bezeugen,
zwingt ihn das Volk zu zig Kotaus!

So lässt er gerne sich verehren,
genießt er Dirigentenruhm,
indes die Jahre sich ihm mehren
zu immer reif’rem Künstlertum.

Wie er es liebt, den Stock zu fassen!
Doch dann die letzte Partitur –
‘ne Passacaglia auf den Gassen!
Getragen. Und Trompeten nur.

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