Mensch und Majestät

Mensch und MajestätEin Leben ohne Goldmedaille,
Pokal und Ordensstern am Frack –
gut fritzisch wär man ‘ne Kanaille,
das heißt auf Preußisch: Lumpenpack.

Warum als König er geboren
und nicht als Kätner oder Knecht,
hat immer frei und unverfroren
behauptet er als Himmelsrecht.

Wofür, wie alle Potentaten,
er die Beweise schuldig blieb,
die auch die Knechte nie erbaten,
weil man sie sonst zu Paaren trieb.

Doch wie nach bunten Perlen gierten
die Eingebornen einst der Welt,
freut heut noch die „Zivilisierten“
der Flitter, der ins Auge fällt.

Und schreitet wer in Samt und Seide,
gilt er als großes Kirchenlicht,
da die textile Augenweide
vermeintlich auch für Weisheit spricht.

Wovon die Kön’ge profitieren,
die schon als Kind auf goldnem Thron
gehalten warn zu defäzieren
mit bester Ware Ton in Ton.

Wie wäre dann im spätren Leben
der Einfall jemals dem absurd,
es könnte keinen andern geben
als ihn von göttlicher Geburt?

Man legte ihm schon in die Wiege
zum Räppelchen ein ganzes Land,
das selbstverständlich wie die Fliege
im Stall ‘ne Kuhmagd er empfand.

Und dann: Wer oben auf der Leiter,
fragt nach den Gründen eh nicht gern –
er macht mit seinem Dünkel weiter
als Hätschelkind des höchsten Herrn.

Wann aber wäre Prunk gewesen
ein Ticket zur Unsterblichkeit?
Hab von ‘nem Fürsten nie gelesen,
der aus dem Grab Hosianna schreit.

Und da die Argumente fehlen,
die ihrem Anspruch Recht verleihn,
tun diese adelsstolzen Seelen,
als ob’s nicht anders könnte sein.

Was sie indes „von Gnaden“ nennen,
ist nur die Blindheit der Natur.
Man mag den „Königsweg“ nicht kennen –
man kommt ihm schon noch auf die Spur.

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