Noch gestern saß in froher Runde
im Gasthaus ich zum Wiegenfest,
jetzt, zu der gleichen Abendstunde,
wie’n Vögelchen allein im Nest.
„Na, einen könn‘ wir noch vertragen“,
dies Motto hatte Konjunktur,
dass mordsgeräumig denn der Magen
manch Schnäpschen in die Scheuer fuhr.
Was keineswegs die Stimmung trübte –
im Gegenteil, sie stieg noch grad
im Maß, wie man das Prosten übte
mit seinem Tresterdestillat.
Wie ging es da so ausgelassen,
so herzerfrischend fröhlich zu –
beim Schmausen wie beim Hoch-die-Tassen
erwärmte sich das Ich am Du!
Nun hocke ich beim Wermutstropfen:
dem grauen Alltag hinterher –
und höre nur den Zeiger klopfen,
als ob da noch ein Herz wo wär.
Ihr kennt sie ja, die alte Leier:
mein Opferritus stets zur Nacht –
Gedichte, die in schlichter Feier
den Musenschwestern dargebracht.
Und über die gibt’s nichts zu klagen –
sind sie doch allezeit geneigt,
will ich auf flottem Versfuß wagen
ein Tänzchen, das die Lyra geigt.
Wo also wahre Freude finden?
Am Stammtisch zwischen Hahn und Fass?
Da, wo das Flug-Ross anzubinden,
am Dichterluftschloss, am Parnass?
Ach, ich bin hin- und hergerissen
vom einen zu dem andern Pol:
Bei dem muss ich die Künste missen,
bei diesem – alles andre wohl.
Die Dinge glücklich zu verknoten,
kam dieser Trick mir in den Sinn:
Ich schlürf genüsslich meinen Roten
und streu den Göttern Blüten hin.