Nachwachsen

NachwachsenMit einem Mal ist es verschieden,
das Kerzchen, unbeachtet fast,
und aus dem wächsern-weißen Frieden
reckt sich des Dochts verkohlter Ast.

Was hab ich ihm nicht zu verdanken,
der kleinen Flamme treuem Wirt,
wenn nächtlich ich auf morschen Planken
durchs Meer der Fantasie geirrt!

So wie in Finsternis ein Feuer
den Weg uns weist zum sichren Strand,
so war es Stütze mir und Steuer,
damit ich immer Boden fand.

Doch nicht in ungewisser Weite
stand fest und segensreich es da,
es glomm mir ja direkt zur Seite,
rechts vor mir und zum Greifen nah.

Und nicht wie an der fernen Küste
der Leuchtturm nur die Richtung leiht –
mein Lichtlein stillte auch die Lüste
nach Wärme und Behaglichkeit.

Ist es auf ewig mir verloren,
dies Flämmchen, still und musenfromm,
dass ich nie wieder ungeschoren
in des Poeten Hafen komm?

Ein neues rasch ich mir erwähle
als meiner Fahrten Schirm und Schild –
auch dies der Glut in meiner Seele
sich stets verzehrend Ebenbild.

 

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