Nun kam er doch

warmNun kam er doch, der lichte, schöne,
der Sommer endlich nach dem Lenz,
und, zack, schon spucken große Töne
die Typen von der Hörfrequenz.

Wie den Bericht sie zelebrieren
auf einmal, priesterlich gekonnt,
die da im Radio reportieren
tagtäglich von der Wetterfront.

Sie jauchzen gradezu Choräle
zu Orgel und Harmonium,
verheißen jeder frommen Seele
den Eingang ins Elysium.

Und preisen so sehr diese Grade,
die manchmal über dreißig gehn,
dass sie die schlimmste Eskapade
der Säule noch als super sehn.

Wobei sie sich so toll gebärden
(wie’s bei ‘ner „Sendung“ zu verstehn),
als wär’s jetzt sonniger auf Erden,
weil selber sie am Knöpfchen drehn.

Ihr Haupt umwallen Sonnenstrahlen,
dem Mund entträufelt Honigseim.
Der Bauer macht sich nur mit Qualen
auf dies Aride seinen Reim.

So wie man einem von Millionen
verkündet, dass sein Los gewann,
euphorisch eigens sie betonen,
wie hoch die Hitze steigen kann.

Dass es ‘ne Menge Zeitgenossen
auch gibt, die höllisch leiden jetzt
und lieber pudelnass begossen,
als von der Sonne Stich geätzt

Ist wohl für die, die moderieren
(entgegen dieses Wortes Sinn),
kein Thema, weil (um zu zitieren):
„Ich denke nicht, darum ich bin.“

Es muss da wohl so ‘n Passus geben
im Rundfunkredakteursstatut:
Nur immer hitzig höher streben,
das tut auch der Karriere gut.

Wie sie akustisch gleichsam grinsen
mit ihres Timbres Äthercharme!
Wahrhaftigkeit geht in die Binsen.
Die Welt ist kalt, selbst wenn sie warm.

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