Ortswechsel

OrtswechselGern wirst du, Leserin, mir glauben,
dass in die Küche mich’s verschlägt,
den Musen jenen Kuss zu rauben,
der Verse auf die Lippen legt.

Der Herd indes, an dem das Feuer
der Lyra-Leidenschaft ich schür,
liegt heut, o Urlaubsabenteuer!,
vor Malagas besonnter Tür.

Doch sind’s die gleichen Spezereien,
wie ich auch sonst sie stets verwend,
die Würze meinem Geist verleihen,
dass für Gedichte er entbrennt.

Da ragt der Rebensaft zur Rechten,
Dionysos, in Glas gebannt,
den Dichterlorbeer mir zu flechten
an seines eignen Meeres Strand.

Da steht die Kerze gleich daneben,
die zum Altar mir weiht den Tisch,
dass ins Bacchantische der Reben
sich des Apollo Klarheit misch.

Ihr fragt, ob mich nicht auch beflügelt
die Bläue, die den Tag erhellt,
dem Maler gleich, der ungezügelt
dem Farbenrausch dabei verfällt?

Gewiss nicht, da ja die Gedanken,
aus denen er sein Ströphlein spinnt,
das Dichterherz schon fest umranken,
bevor es noch auf Sonne sinnt.

Und dieses Dichterherz, es weidet
auf allen Fluren dieser Welt –
falls sie mit Licht, in Wachs gekleidet,
und einem Fläschchen gut bestellt.

 

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