Passender Fund

Passender FundAch, haben sie ihn ausgegraben,
Cervantes, unsern Dichterschelm,
der quer ließ durch La Mancha traben
Quijote mit dem Ritterhelm?

Vierhundert Jahre durft er dösen
in seiner stillen Klostergruft,
bis man mit Haken und mit Ösen
ihn rausgestochert an die Luft.

Wenn er’s denn ist. Denn die Gebeine,
auf die man in der Krypta stieß,
sie sind und sind vielleicht nicht seine
nebst andren in dem Grabverlies.

Dem Braten ist nicht recht zu trauen –
kurz vor dem runden Todesjahr
kommt selbst er, um vorbeizuschauen
bei seiner treu’n Verehrerschar!

Das riecht nach alten Kirchenbräuchen,
nach denen man, Simsalabim,
um Pilger auf den Weg zu scheuchen,
manch Märchen braute à la Grimm.

„Herbei, herbei aus allen Landen
und seht, was unser Herr vermag!
Den heil’gen Nimmerlein, den fanden
wir just an seinem Namenstag!“

Und dank der großen Menschenmasse,
die es zu diesem Wunder trieb,
des Sprengels sieche Kirchenkasse
bald wieder schwarze Zahlen schrieb.

Müsst es den Ruhm Madrids nicht mehren,
brächt diesen Trumpf man noch ins Spiel?
Auch könnt man einst das Tuch verehren
des Flügels, der im Hieb zerfiel!

Warum indes vor Knochen beugen
sein wandermüdes Pilgerknie?
Kann uns daheim ein Buch nicht zeugen
vom unverweslichen Genie?

 

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