Im Angesicht der Armut fühlen
sich viele wohl nicht in der Haut
und sauber ihr Gewissen spülen
mit Gründen, die man leicht durchschaut.
„Wir kennen selbst dies Elendsleben
vom Krieg und von den Hungerjahrn.
Hat uns vielleicht wer was gegeben?
Vom Munde mussten wir’s uns sparn!“
„Gern gäben wir auch unsre Spende
‘nem Menschen, der in solcher Not,
doch sind gebunden unsre Hände,
da selbst von Mangel wir bedroht.“
„Und überhaupt: Wer kann denn wissen,
was mit dem schönen Geld geschieht
und ob uns wer nicht höchst gerissen
zum Suff was aus der Tasche zieht?“
‘ne Auswahl nur der Argumente,
mit denen man den Geiz kaschiert,
der von der Wiege bis zur Rente
bei vieln das Portemonnaie regiert.
Aufs Höchste sieht man hier gesteigert
des Menschenfeinds Charakterbild,
der selbst den Pfennig noch verweigert,
der sonst ihm einen Schmarren gilt.
Das Ärgernis sind nicht die Armen,
die nur ‘nen Obolus erflehn –
die Satten sind’s, die ohn Erbarmen
gerecht in ihrer Gier sich sehn.