Der Abend hält die Tagesschwüle
noch zäh in seinen Klauen fest.
Ich hocke zwischen Herd und Spüle
und schwitz wie beim Idiotentest.
Und da die Witterung nicht knausert
mit Schweiß, den von der Stirn man tupft,
hab ich mich kurzerhand gemausert
und mir das Hemd vom Leib gerupft.
Da seht den nimmermüden Sänger,
wie er den Kleiderzwang bezwingt
und sich je lieber desto länger
Gedichte aus dem Brägen wringt!
Nun will ich mal ‘ne Frage wagen,
die selbst Horaz sich nicht gestellt:
Darf lediglich mit Schlips und Kragen
beackern man sein Musenfeld?
Legt man sich nicht mit här’nem Kittel,
womöglich gar noch unbeschuht,
genauso engagiert ins Mittel,
wie man’s mit einem Smoking tut?
Mir scheint, dass doch aus gutem Grunde
tabu das Thema seinerzeit –
das goldne Wort aus Dichtermunde
verdarb nicht mal ein Lumpenkleid.
Und selbst wenn ich hier meinen Käse
hätt splitternackt mir ausgeheckt –
wer nähm es wahr, wenn er es läse?
Die Zeilen halten sich bedeckt.