Popanze

BonifazHabt ihr mein letztes Lied gelesen?
Klang etwas deprimiert, nicht wahr?
Entspricht im Grund nicht meinem Wesen,
doch wollte raus mal offenbar.

Ich muss es hier nicht wiederholen,
ihr wisst ja selbst, worum es geht:
Die ganze Welt bleibt mir gestohlen,
weil sie auf falschen Füßen steht.

Natürlich nicht die Welt als solche,
an der es nichts zu kritteln gibt,
weil sie vom Menschen bis zum Molche
mit gleicher Freude alles liebt.

Nein, was ich da im Auge habe
(ums andern noch mal zu erklärn),
das ist der Mensch mit seiner Gabe,
sich für Idole zu verzehrn.

Das sind Gedankenkonstruktionen,
die er sich so erhaben denkt,
dass außer Raum und Zeit sie wohnen
und Ehrfurcht heischen unbeschränkt.

Und was dem eignen Hirn entsprungen,
gilt ihm so unwahrscheinlich gut,
dass er’s von Göttern glaubt errungen
und nicht von ird’schem Fleisch und Blut.

Viel dümmer kann man’s nicht mehr machen,
das Ganze ist so wie… so wie …
man bastelt sich ‘nen bunten Drachen
und fällt ergriffen auf die Knie!

Dann geht es von alleine weiter –
ist erst der Popanz mal geborn,
wird immer höher er und breiter,
bis schließlich jedes Maß verlorn.

So kommt am Ende das zustande,
was christlich man die Kirche nennt-
ein Drachen, der, an keinem Bande,
in blindem Eifer Amok rennt.

Man kann sich an den Kopf nur fassen
und fragen, was wohl größer ist –
der Selbstbetrug der gläub’gen Massen
oder der Pfaffen Hinterlist?

Die Frage, bitte nicht erschrecken,
ich weiter an die Kirche lenk.
Die Antwort soll ein Papst uns stecken,
der Einz’ge, dem ich Glauben schenk.

Weil, welche Einsicht zu den Zeiten!,
er zynisch gab den „Ketzern“ recht:
Ach, wie viel Unsinn wir verbreiten –
doch lebt es sich davon nicht schlecht!