Schiffbruch

images150HKPCDWas in Romanen happy endet,
geht in Gedichten tragisch aus –
sich jauchzend dort das Herz verpfändet,
hier weilt es trüb im Schneckenhaus.

Seht, meine plumpe Schreiberklaue
kliert Strophen übers bleiche Blatt,
dass Epitaphe sie erbaue
an weicher Liebespfühle Statt.

Um’s, Les’rin, offen dir zu sagen:
Hab just mein Cannae hinter mir.
Kurs haltend auf die Lotophagen,
nahm mich Charybdis ins Visier.

Auf Klippen bin ich aufgelaufen,
die einfach mir entgangen sind –
ich könnte mir die Haare raufen,
so sicher war ich und so blind!

Genau, du hast es schon erraten:
Es war ein Weib da mit im Spiel,
das spottend meiner Heldentaten
mir schmählich in den Rücken fiel.

Mit allen Künsten, allen Kniffen,
die Venus selbst sie abgeschaut,
zog sie sirenisch mich zu Riffen,
an die ich nie mich hätt getraut.

Mein Herz versank in diesen Fluten.
Sie ließ es ungerührt geschehn.
Ein Vamp: Wenn Kerle sich verbluten,
bleibt er so cool wie’s Pleistozän.

Soll der Klabautermann sie holen!
Bin frei, zurück in meiner Welt.
Nur eine Träne noch, verstohlen,
o Wunder, unterm Lid sich hält!

 

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