Lernt man nicht manchmal Typen kennen,
die einem auf den Senkel gehn,
doch der Impuls, gleich wegzurennen,
verpufft, weil vor dir Leute stehn?
Zum Beispiel an ‘ner Ladenkasse,
berühmt-berüchtigt ja für Staus,
da kommst du mit der Warenmasse
so schnell nicht aus der Schlange raus.
Und falls ein zäher Zeitgenosse
dir Löcher auf die Hucke spricht,
bewahrst bei jedem Wortgeschosse
du unverwüstlich dein Gesicht.
Dann ist der Engpass überstanden,
du wähnst dich von dem Quälgeist frei,
doch so, als wär er noch vorhanden,
fährt fort er mit der Löcherei.
Und bleibt dir weiter auf den Hacken
bis wo die Karren aufgereiht,
um deinen Euro einzusacken,
damit für andre sie bereit.
Du wendest ihm schon deinen Rücken,
sagst hastig höflich ihm noch Tschüs,
da prustet er dir mit Entzücken,
dass in die Richtung auch er muss.
Und zwei-, dreihundert Meter weiter
bekannte er dir schon so viel,
dass jeder Staatsgesinnungsleiter
daraus gewönne sein Profil.
Ich fragte mich, ob diese Zecke
mir ewig auf der Pelle blieb,
als plötzlich an ‘ner dunklen Ecke
ihn’s in ein Seitengässchen trieb.
Und mit den raschen Abschiedsworten:
„Hat mich gefreut ganz kolossal,
Herr X, Sie heute hier zu orten“,
er formvollendet sich empfahl.
Dies X mich weg vom Glauben brachte,
bei ihm sei wohl ‘ne Schraube los,
und blitzesschnell mir deutlich machte:
Ach, der verwechselte mich bloß.
Ein guter Grund, ihm zu verzeihen,
dass er vertraulich wie ein Kind,
und in das Fach ihn einzureihen
der Leute, die vergesslich sind.