Stillleben

StilllebenSäh mich ein alter Niederländer,
er hielt gewiss sich nicht zurück,
griff Leinwand sich und Staffelständer
und malte mich als Küchenstück.

Ein Tisch mit glattgewachster Decke,
die speckig glänzt im Kerzenschein,
mit Würfelmuster, ohne Flecke,
blitzblank geputzt und besenrein.

Darauf, auf zinnernem Tablette,
die Flasche mit dem Rebensaft,
aus wohlbekannter Anbaustätte
vom Mittelmeer herbeigeschafft.

Ein Glas, nach älteren Begriffen
bescheiden eher, ohne Zier,
steht gleich daneben, ungeschliffen,
doch mit dem feinsten Elixier.

Und rings um diese lichte Insel,
die sacht sich wiegt im Strom der Zeit,
bleibt unsres Meisters kund’gem Pinsel
nur noch das Lob der Dunkelheit.

Doch was an Leben fehlt dem Tische,
den nur der Stille Hauch umweht,
legt jener funkelnd und mit Frische
in seiner Stoffe Qualität.

Gut, dass nur tote Gegenstände
auf diesen Schöpfungen zu sehn:
Betracht ich meine Dichterhände –
was wär an Falten fotogen?

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