Spätes Störfeuer

Zu Haus. Die Arbeit überstanden.
Den Wagen sicher wo geparkt.
Im Abendrot die Wellen branden.
Die Lichter aus im Supermarkt.

Zwei, drei verschwommene Gestalten
noch draußen vor dem Strandlokal.
Die linden Lüfte jäh erkalten.
Der erste Stern blinkt auf einmal.

Die Avenida ist befriedet,
verhallt der Raser Kriegsgeschrei –
die rechte Zeit, dass jemand schmiedet
den Plan fürs ew’ge Autofrei.

Das soll indessen mir nicht gelten
für diese Glocken vis-à-vis –
wann immer sie metallisch bellten,
man Engelsflügel ihnen lieh.

Sie hängen träge in den Balken
und regungslos von früh bis spät,
um kurz nur manchmal durchzuwalken
die Christenohren zum Gebet.

Den Klöppel haben sie für heute
zum letzten Male schon gerührt
und mit dem Angelus-Geläute
der Kirche Schafe zugeführt.

Jetzt funkelt, Gott auch nachts zu preisen,
überm Portal grad angebracht,
ein Augenpaar aus Glas und Eisen,
das wie ein Cherub es bewacht.

Verkörpert da die reine Stille,
in wohlig-warmes Licht gehüllt,
das seine Höhle und Pupille
mit flüss’gem Bernsteinglanz erfüllt.

Und bis der erste Gockel krähte,
wär dieser Frieden wohl perfekt –
hätt seine Liebe nicht, die späte,
fürs Hämmern jemand noch entdeckt!