Sturm zieht auf

sturm-zieht-auf-william-turnerDa hallt miteins ein dumpfer Schuss
wie aus dem Nichts so jäh.
Ich weiß, was das bedeuten muss:
Orkan. Auf Land und See.

War heute ja so stürmisch schon.
Der Schirm flog mir fast weg.
Wie heißt das: Zyklus? Nein, Zyklon.
Auf Deutsch wohl Wetterschreck.

Ich warte, lausche. Stille jetzt.
Die Fahnen flattern nur.
Dann noch ein Schuss, der sie zerfetzt.
Ich zucke hoch. Elf Uhr.

Nun brist es auch allmählich auf.
Ein Fensterflügel schlägt.
Metallisch klingt der lose Knauf,
der knirschend sich bewegt.

Ein Blaulicht hastet stumm vorbei,
Sirene auf dem Fuß.
Es scheint, als ging die Welt entzwei –
und dies ihr letzter Gruß.

Da noch ein Schuss, noch ein Signal,
schon fern im Sturmgebraus.
Wie Wölfe heult es auf einmal
um das bedrängte Haus.

Stakkato schlägt die Klappe an,
die Flaggen zerrn am Mast,
der Wind, er schweigt nur dann und wann,
wenn kurz er Atem fasst.

Ach, dieses Lauschens endlich satt,
such ich des Lagers Ruh,
doch er, der so umtost die Stadt,
deckt auch mit Lärm mich zu.

So lieg halb schlafend ich, halb wach,
ein Tier, das sich verkroch.
Der Regen trommelt mir aufs Dach
wer weiß wie lange noch.