Am Küchentisch. Die Hauskulisse
von gegenüber schon erhellt.
Es dunkelt sich ins Ungewisse.
Kontur, wo immer auch, zerfällt.
Der Abend geht auf leisen Sohlen.
Geräusche nur noch dann und wann.
Nicht einmal der Betrunknen Johlen
kommt gegen dieses Schweigen an.
Ich lass den Blick zum Himmel wandern:
die absolute Grabesruh.
Von einem Ende bis zum andern
zog dicht er sich mit Wolken zu.
Nur in den Menschentaubenschlägen,
den Mietskasernen ringsherum,
sieht Schatten manchmal man sich regen
in Lichtquadraten, still und stumm.
Und wie auch oft in irrem Reigen
da Bild für Bild vorüberzuckt,
wo seine Freizeit zu vergeigen,
Herr Meier in die Röhre guckt.
In diesem ungestörten Frieden
vernimmt erst richtig der Poet
die Stimme, die beim Verseschmieden
vom Herzen auf den Amboss geht
(Dies Bild will mir nicht recht behagen –
dann wär ja mein Patron Hephäst,
ein Kerl, gewohnt draufloszuschlagen,
dass es die Bude beben lässt
Anstatt der Musen, deren Leier
nur Saiten kennt von feinstem Guss,
dass süß sie kling bei Fest und Feier
und traurig, wo sie klagen muss.)
Und unter wohlgezielten Hieben
des Tintenrohrs in Form gebracht,
indes die Geistesfunken stieben
wie Flocken in die Frühlingsnacht.
So günstig stehen heut die Sterne
fürn Liedchen, das sich frei und frisch
weg von der Leber in die Ferne
erhebt von meinem Küchentisch!
Du kannst mir, lieber Leser, glauben:
Das ist weiß Gott die Regel nicht.
Meist hängen höher diese Trauben,
aus deren Laub man Kränze flicht.
Das kommt, weil unser Zeitgenosse
Maloche nur und Mammon kennt
und meinem schönen Flügelrosse
oft lästig in die Quere rennt
Mit Störgeräuschen aller Arten,
die aus Geschäftigkeit geborn,
dass dieser Gaul, statt durchzustarten,
am Boden bleibt mit schlappen Ohrn.
(Kann man sich einen Dichter denken,
der, wo der Presslufthammer lärmt,
noch fähig, so sich zu versenken,
dass er vom Schlag der Lerche schwärmt?)
Du siehst ja, wie die Verse sprudeln,
wenn Stille um die Schläfen weht.
Das sag ich nicht, um lobzuhudeln
der eignen Produktivität
Nein, nur als Faktum, unbestritten,
wenn man’s mit Abenden vergleicht,
an denen ich im Flug geritten
und nicht mal halb so viel erreicht.
Doch stimmt’s, was manche Denker sagen,
ein Quantum, sei es auch banal,
tendiere dazu, umzuschlagen
in Qualität mit einem Mal?
Dann hätte ich hier gute Karten,
von so viel Versen schon umringt,
und könnt vom nächsten je erwarten,
dass er noch besser mir gelingt.
Ich glaub indes, das ging’ daneben.
Genug für heute, Schluss gemacht.
Mein Bestes hab ich doch gegeben –
wenn das nicht reicht! – Dann gute Nacht!