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Der versteinerte Gast

Des Frühlingsabends späte Helle.
Ich will noch mal ‘ne Runde drehn
und dabei auch auf alle Fälle
den Müllsack im Container sehn.

Da war der Himmel, und er spannte
sich ohne einen Wolkenfleck
bis an die tiefe, runde Kante,
dass er auch sie mit Blau bedeck.

Die See lag wie in tiefstem Schlafe,
ihr Busen wogte sacht und still,
als zählte sie die Wellenschafe,
dern Herde niemals enden will.

Ein Dampfer nur, der grad die Reise
zu seinem großen Schwarm begann,
schnitt in dies glatte Tuch ‘ne Schneise,
die hinterm Heck ihm bald zerrann.

Der Wind selbst, meist doch an der Spitze,
wenn’s Unruh wo zu stiften gilt,
benahm sich nach der Mittagshitze
genauso: eher zahm als wild.

Ja, zeigte sogar sehr gewogen
dem Bummler sich, der es genoss,
dass Brust und Bauch und Ellenbogen
‘ne Kühle angenehm umfloss.

Es war so friedlich, dass man dachte,
man sei allein auf dieser Welt
und jeder Schritt, den leis man machte,
der einz’ge unterm Sternenzelt.

Da schauderte es gar den Dichter,
der gerne in das Dunkel taucht,
doch ab und zu auch wieder Lichter
als Leuchte für den Versfuß braucht.

So trottete ich denn nach Hause,
halb selig und halb satt vom Spaß,
da sah ich, dass vor einer Klause
noch wer im Mauerschatten saß.

Ganz wie versteinert in der Ecke
und starrte mich so düster an,
dass es mir schien, nur zu dem Zwecke,
weil er auf eine Untat sann.

Wie hätte ich im Handumdrehen
da wieder mir ein Herz gefasst,
dem Schreckensbild zu widerstehen,
ich sei der letzte Erdengast?

Im Gegenteil, ich nicht verhehle:
Ich flog nach Hause fast im Spurt –
nur weg von dieser Menschenseele,
bei der mir angst und bange wurd!