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Kosmisches Schauspiel

kosmisches-schauspielHerr Sonntag ab. Die Bühne leer.
Nacht fällt mir ins Gemüt.
Ein Abend ohne Wiederkehr,
der schwarz und schwach verglüht.

Grad sah ich noch im fahlen Blau
des Jägers helle Spur,
der auf der weiten Himmels-Au
ins Uferlose fuhr.

Die Sonne küsste, sinkend schon,
den Streifen, den er zog,
dass dieser rosarot im Ton
ihm hinterm Heck her flog.

Sah ich nicht auch die Sichel grad
noch blass im Tageslicht –
die nun auf ihrem dunklen Pfad
zum vollen Mondgesicht?

Darüber nicht den matten Glanz,
der Venus noch verhüllt,
die jetzt in großer Gala ganz
den Himmelsraum erfüllt?

Herr Sonntag tritt für immer ab,
sein Gastspiel ist vorbei.
Wie immer war es kurz und knapp,
von Höhepunkten frei.

Doch bald erscheint an selber Stätt
ein Herr, der gleich sich nennt,
und wieder sitz ich im Parkett
als stummer Rezipient.

Ein Flieger zieht im Äther hin,
vom Abendstern besonnt.
Es schwillt der Mond im Gegensinn,
es glüht der Horizont.

Und Hesperus schon auf dem Sprung
zum großen Solopart.
Kaum endet sie, die Dämmerung,
kommt er auch schon in Fahrt.

Da oben spielt im Sternenreich
Theater die Natur.
Stück und Ensemble immer gleich –
die’s sehen wechseln nur.

Lichtblick

LichtblickDas ist ‘ne komische Geschichte,
die ich hier kurz erzählen will,
das heißt ganz ehrlich und bei Lichte
wär’s besser wohl, ich wäre still.

Egal – die Beine zu vertreten,
bin ich noch mal hinausgeschlüpft,
damit mir bei Garneln und Gräten
das Fischerherz so richtig hüpft!

Und, ihr seid selbst schon drauf gekommen,
verblichen war der liebe Tag,
dass mir nur dunkel und verschwommen
dies Nachtstück vor den Augen lag.

Das Meer, ein einz’ges schwarzes Schweigen,
da lag es glatt und unbewegt
und ohne dieses Falln und Steigen,
das seine Wellen weiterträgt.

Kein Glucksen, kein verhaltnes Lallen;
es war, als ob’s gefroren wär
zu finster-frostigen Kristallen
von Kohle oder Pech und Teer.

In diesem Flöz, das ohne Grenzen,
glomm nirgendwo ein Fünkchen auf,
kein goldnes Lämpchen, um zu glänzen
‘nem Schiff in seinem Schlingerlauf.

Und drüber sich der Himmel spannte
genauso finster und so fern.
Zwei Lichter nur, zwei unverbannte:
Der Mond nur und der Abendstern.

Schön finster

Schön finsterSpät hat es mich noch rausgetrieben,
ich weiß nicht, wieso grade heut;
es war gewiss schon weit nach sieben,
verklungen längst das Kirchgeläut.

Und längst in Finsternis versunken,
was hier auf engem Raum sich drängt –
die Berge oben, meerestrunken,
das Meer, das füßelnd sie empfängt.

Wortwörtlich wurd mir schwarz vor Augen.
Die Skala: Kohle, Pech, Asphalt
selbst schien mir nicht so recht zu taugen
für diesen dunklen Sachverhalt.

Es war, als ob sich eine Binde,
wie man sie braucht beim Blindekuh,
ganz fest um meine Schläfen winde
und hielte mir die Augen zu.

Durch diesen grässlich großen Rachen
zog zitternd sich ein helles Band,
dem blinden Wandrer klarzumachen
die Grenze zwischen Meer und Land.

Wie Hunde, die in wilden Sätzen,
vor weißem Geifer schäumend scharf,
vergeblich nach der Beute hetzen:
Die Flut, die sich aufs Ufer warf!

Doch mochte auch die Brandung toben,
die Nacht mich in die Hölle sperrn:
Ein Feuer stand, ein Leuchtturm droben,
ein Superlicht: der Abendstern.