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Advent, Advent

Als Burschen ohne Götterglauben
lässt mich das Kirchenjahr wohl kalt,
doch Ohren selbst gepredigt, tauben,
es schwach bisweilen widerhallt.

Wer würde zu bestreiten wagen,
dass schon ein klitzekleines Licht,
in tiefste Dunkelheit verschlagen,
uns wohlig in die Augen sticht?

Als irrte in ‘nem Bergwerksstollen
man ohne Ausweg blind umher,
im Kohlelabyrinth verschollen
selbst für die Grubenfeuerwehr.

Und hätte sich schon aufgegeben,
verzweifelnd an der rauen Welt,
als jäh da zwischen bleichen Streben
ein Strahl die Finsternis erhellt!

Natürlich geht’s normalerweise
durchaus nicht so dramatisch zu,
die Dämmerung umfängt uns leise
und raubt uns nicht die Seelenruh.

Mag sich dir draußen auch die Nase
im Froste schon gefühllos friern,
du hockst im Stübchen, der Oase,
wo alle Schrecken sich verliern.

Und deinem Wohle zu genügen,
die Luft selbst milder dich behaucht
und mit verhaltnen Atemzügen
dich in ein Meer von Wärme taucht.

Indes im Sessel du vergraben
Vivaldi vielleicht lauschst und Bach,
den Meistern mit den schönsten Gaben
im alten Musikantenfach.

Rundum vollkommen nun das Ganze
fürn ersten Sonntag im Advent?
Nur mit dem Licht da auf dem Kranze,
das sich dem Fest entgegenbrennt!

Ankunft vollzogen

Ankunft vollzogenDie Kerze, die mir heut zur Seite,
erhebt sich rot aus dem Geäst
von Blättchen, deren schmale Spreite
in mildem Gold sie glänzen lässt.

Und Schatten tanzen an den Wänden
im Rhythmus, wie sich’s Flämmchen rührt,
als wär’s ein Spieler, der mit Händen
an Fäden seine Puppen führt.

Geräusche müsste man erfinden,
so still ist’s um das Haus bestellt:
zum Beispiel, wenn beim Kränzebinden
mal knisternd eine Nadel fällt.

Die Straße, die sich unten breitet:
ein Asphaltband, verwaist und leer –
kein Fuß, der’s klappernd noch beschreitet,
kein Rad bekreist es felgenschwer.

Der Himmel über den Konturen
gibt auch sich grade nicht beredt;
auf seinen schweigend schwarzen Fluren,
wie einsam da die Venus steht!

Als ob’s Kalendertürchen wären,
entbunden ihrer Schweigepflicht,
sieht man in den Fassaden schwären
manch dottergelbes Stubenlicht.

Gehüllt in einen leichten Schleier,
die Stadt schon halbwegs schlafen ging,
da ich mit meiner Musenleier
dies kleine Wiegenlied ihr sing.

Die Stille hat noch zugenommen.
Wie lautlos selbst das Wachs verbrennt!
So ist er wieder angekommen:
Man hört ihn förmlich – den Advent.