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Flurbereinigung

Der erste Spielplatz, dem als Junge
ich samt Kumpanen mich gesellt,
war mitten in der grünen Lunge
ein Hügelchen im Stoppelfeld.

Es lag da gleichsam als Oase
in einem gelben Binsenmeer
und zeigte uns die Knollennase
ganz unverblümt von Weitem her.

Nichts konnte den Geräten gleichen:
naturbelassen, ohne Pfusch;
wir klommen auf die kleinen Eichen
und stöberten im Weidenbusch.

Ein Paradies für Lausebengel,
die sonst nur auf der Straße spieln
und über Blüten, Blatt und Stängel
die erste Kenntnis hier erzieln.

Dem „Feldherrn“ aber, unbescholten
von pädagogischem Kalkül,
vor Zorn sofort die Augen rollten
in bäuerischem Machtgefühl.

Er brachte schleunigst auf die Beine
‘nen Ordnungshüter jedenfalls
und hetzte, Köter an der Leine,
uns einen Tschako auf den Hals.

Mit Not sind beiden wir entkommen
und schlugen uns nach Hause durch,
wo zitternd wir uns vorgenommen,
dass unser Fuß kein Feld mehr furch.

Die Insel ist schon längst verschwunden,
der Bauer hat sie plattgemacht,
um seine Scholle abzurunden,
das heißt, indem er sie verflacht.

Für Vögel wie von unserm Schlage
war das ja nunmehr kein Verlust,
doch jeder Pieper da im Hage
das Feld genauso räumen musst‘.

Und immer größer wurd die Stille,
je weiter sich die Flur erstreckt,
die nach des Bauern Wunsch und Wille
mit einer einz’gen Frucht bedeckt.

Anstatt dass hier im Wechsel reiften
die Saaten Jahr für Jahr von vorn,
sah nun, soweit die Augen schweiften,
man Kolben nur von gelbem Korn.

Kartoffeln, Roggen, Raps und Rüben
genau wie Hafer oder Klee,
mochte es manchen auch betrüben,
sie warn mit einem Mal passé.

Mit diesem Hang zur großen Masse
lag unser Bauer nicht verkehrt,
die Ernte füllte ihm die Kasse,
das Gelbe wurde Goldes wert.

Wie mancher Hausherr kein Gewissen
sich aus der Not der Mieter macht,
hat er sie alle rausgeschmissen,
die hier ein Leben schon vollbracht.

Die Welt, in der wir alle hausen,
beackert er in seinem Sinn –
der Affe sollte mich doch lausen,
bringt das auch anderen Gewinn.

Für sich indes und seine Erben
hat er die Weichen klug gestellt
durch dies lokale Artensterben
in Richtung auf das große Geld.

Dass so man macht die Flur rentabel,
begeisterte die ganze Zunft –
sie ehrte mit der „Goldnen Gabel“
ihn bei der Hauptzusammenkunft.

In sehr bewegten Dankesworten
hat zur Natur er sich bekannt –
und offen standen ihm die Pforten
zum Vorsitz im Agrarverband.