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Kreativschiene

KreativschieneGemütlich schlurfen wir die Tage
des unbewussten Daseins hin,
gesättigt geistig, ohne Frage
an höhren oder tiefren Sinn.

Der Fuß hält sich getreu an Wege,
die ihn seit Ewigkeit geführt,
nicht anders als im Wildgehege
der Fuchs auf seinem Pfade schnürt.

Mechanisch schnappen unsre Hände
sich den und jenen Gegenstand
und wissen oft nicht mal am Ende,
wozu sie ihn denn just verwandt.

Erstarrt das Ganze in Routine –
wie ‘n Zug, der nur die Richtung fährt,
die seine Krupp- und Thyssenschiene
ihn peinlich zu befolgen lehrt.

Und wenn wir aus dem Fenster glotzen
aufs Leben, das vorüberjagt,
sehn wir von Grün die Fluren strotzen,
an dem das Bunt der Kühe nagt.

Vielleicht dass wir ein Reh erspähen,
‘nen Reiher, der auf Landung sinnt –
das Höchste, das wir uns erflehen
von Klotho, die den Faden spinnt.

Doch halt! Jetzt kann ich mal verkünden
‘nen Ausbruch aus dem ew’gen Trott,
bei dem trotz meiner Tafelsünden
mir gnädig half der Küchengott!

Denn da ich ungern nur bereite
Gerichte mir am heim’schen Herd,
bestückte er ‘ne Zeitungsseite
mit ‘nem Rezept, das lesenswert.

So sah man mich den Löffel heben,
dem Ei zersplittern das Genick
und Salz dazu, Öl, Knoblauch geben,
bis alles durchgerührt und dick.

Am Ende musst ‘s Aioli werden,
verderben konnte man es nicht.
Das einfachste Gemisch auf Erden –
und schmeckte mir wie ein Gedicht.