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Der Fehlerteufel

Ihn hab ich auch noch auf der Pfanne,
den Bruder Leichtfuß im Büro –
ein Könner an der Kaffeekanne,
doch bei der Arbeit nur soso.

Dabei von seinen Qualitäten
so unbeirrbar überzeugt
wie weiland Jerichos Trompeten,
dass sich die Mauer ihnen beugt.

Er hat ein Faltblatt in der Mache
und pusselt fleißig an dem Text?
Für ihn nur ‘ne Minutensache,
im Nu ist der dahingekleckst.

Schon hält er dir unter die Nase,
was ausgebrütet sein Gehirn,
und wischt mit schelmischer Emphase
fiktiven Schweiß sich von der Stirn.

Doch möcht im Boden man versinken
vor diesem windigen Pamphlet;
da wimmelt es nur so von Kinken,
dass es auf keine Kuhhaut geht.

Der Rotstift muss sein Bestes geben,
um aufzubaun die Trümmerstatt,
die nach dem orthograf’schen Beben
kaum ‘ne Kolumne heil noch hat.

Auch übern Stil wär was zu sagen:
Der ist so prickelnd und pikant
wie Baldrian auf Schwartenmagen,
wie Fencheltee im Kaltzustand.

Doch rühmt der Autor sich der Schnelle,
mit der er Sätze fabriziert,
und merkt nicht, wie die Geisteshelle
sich mit der Flüchtigkeit verliert.

Er hat ja auch nichts auszubaden
von seiner krausen Kleisterei,
denn abzuwenden größren Schaden,
gibt man nur korrigiert sie frei.

Doch müsst aus Fehlern er nicht lernen,
wie recht er schreib und wen’ger seicht?
Sein Ego, ach, weilt unter Sternen,
wo guter Rat es nicht erreicht!

Im Gegenteil: Kriegt er zu fassen
‘nen Text, der schon beim Drucker liegt,
kann er es absolut nicht lassen,
dass er ihn noch mal überfliegt.

Und glaubt noch Mängel zu entdecken,
die still er aus dem Wege schafft –
nur um zum Leben zu erwecken
die Ur-Version, die grauenhaft!

Das heißt, er war nicht einzufangen
und stets für welchen Unsinn gut
so wie ‘ne Horde wilder Rangen
in ihrem blinden Übermut.

Und tat’s in gutem Glauben immer,
denn jede Bosheit lag ihm fern –
doch war (wovon er keinen Schimmer)
der Fehlerteufel vor dem Herrn!