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Neustart mit Noah

Neustart mit Noah, Pieter BruegelNun hat der Himmel sich verhüllt,
das Licht wird immer trüber,
die Hitze, die den Tag erfüllt,
geht sacht in Schwüle über.

Der Mond, der gestern lerchenleicht
auf blauer Bahn geflogen,
dem Auge unsichtbar nun streicht
durch dichte Wolkenwogen.

Gewitterluft. Die Flagge schlägt
schon stürmisch auf dem Dache.
Wer immer sich jetzt schlafen legt,
kommt nicht so bald zur Sache.

Die Häuser, stumm und ungerührt,
sie scheinen nicht zu leiden.
Das kalte Herz, in Stein geschnürt,
man möcht es ihnen neiden.

Ich schwitze mir die Seele aus.
Mein Hemd pappt auf der Pelle.
Blitz, Donner her und Sturmgebraus,
‘ne Sintflut – auf der Stelle!

Die Küche dient als Arche mir,
wiegt sanft mich durch die Wellen
und kann als „allerlei Getier“
auch eine Fliege stellen!

Und, Himmel, ist dein Zorn verraucht,
versiegt die Wassermasse,
schenk eine Hitze, die nicht schlaucht
fürn Sommer erster Klasse!

Musen-Arche

Musen-ArcheIn meiner Arche hock ich wieder
und dümple still im Häusermeer,
da schwerelos vom Himmel nieder
die Schatten fallen um mich her.

Ich habe keine Passagiere,
ich bin der Einzige an Bord.
Giraffen, Löwen, Trampeltiere,
die zogen längst schon von hier fort.

‘ne Küchenfliege, meine Güte!,
gewiss hier wo im Winkel steckt!
In der geräumigen Kajüte
verliert sich aber so’n Insekt.

Auch eine Taube fehlt im Boote,
wie Noah gern sie zu sich lud,
dass flatternd sie ihm einst erlote,
ob wieder Land erwüchs der Flut.

Den Vogel kann ich gut entbehren,
da immer schon im Morgengraun
die Schatten sich im Licht verzehren
und mählich von der Erde taun.

Mein Floß, es irrt nicht auf den Wellen,
in Wind und Wasser, wild erregt,
da Blitze seinen Tanz erhellen
und Donner ihm die Pauke schlägt

Dass es nach vierzig langen Nächten,
in Angst verbracht und Einsamkeit,
den einzigen vor Gott Gerechten
zum Moses mach ‘ner neuen Zeit!

So viel Gefahr muss es nicht wagen,
bis heim es auf begrünter Flur,
es soll ja ungestört mich tragen
durch diesen einen Abend nur.

Und mit mir, dass sie nicht entfliehen,
die luft’ger als lebend’ge Fracht:
Ideen, Bilder, Fantasien –
zum Musen-Ararat gebracht.