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Ein persönliches Wort

Alte KücheO einz’ge Leserin, verehrte,
verzeih, dass neuerdings ich grad
mit seichten Träumen dich ernährte,
statt mit ‘nem Wort, das mehr privat!

Hast du nicht wieder längst Verlangen
nach meiner Küche kleiner Welt?
Den Töpfen und Gardinenstangen,
dem Docht, der meinen Tisch erhellt?

Wie konnte davon ich nur schweigen?
Sie ist mir selber doch so wert:
Oh, seid gegrüßt (den Kopf hier neigen),
Gestühl und Spüle, Uhr und Herd!

(Obwohl, ich will es nicht verhehlen,
ich die Vestalin doch vermiss,
mit heil’ger Flamme zu beseelen
das Loch in seiner Finsternis.)

Die Heizung brummt nach alter Weise
– der Kenner hört hier Goethe raus -,
und draußen in der Asphaltschneise
schnürn Autos ihren Pfad nach Haus.

Und ob ich meinen Wein noch schlürfe!
Wie immer auch, er inspiriert.
Kaum brauch ich so was wie Entwürfe –
der Text wird gleich so hingeschmiert.

Und auch der Kaktus, den vor Jahren
ich eingeschleppt im Handgepäck,
Erinnrung an die Balearen,
er kümmert noch am selben Fleck.

Der Toaster auch an gleicher Stelle,
das Radio am vertrauten Ort.
Und hätte ich ’ne Suppenkelle,
sie setzte diese Liste fort.

Die Waschmaschine gleicherweise
brummt vom gewohnten Platze her.
Sie dreht und tummelt sich im Kreise,
als ob sie nicht schon zwanzig wär.

Da sieh mich immer noch umgeben
von diesem Plunder, den man kennt,
Prothesen für ein Jammerleben,
das auch an Krücken immer rennt.

Ich lass mich nicht von ihnen täuschen,
scheint wandellos auch ihr Gesicht.
Selbst in den schönsten Rebenräuschen
vergess des Chronos Glas ich nicht.

Mein Lied, es soll darum erschallen
nur umso öfter heut und hier –
so wie im Herbst die Blätter fallen,
so Blatt auf Blatt auch mein Papier!