Hilft alles nichts, wird Zeit sich zu erheben.
Pitsch, patsch, mit Wasser sich den Dööts beleben.
Die Stoppeln sich vom Kinn rasiern.
Das Radio volle Pulle: Nachbarn nerven.
’nen flücht’gen Blick ins Morgenblättchen werfen.
’ne Stulle sich zum Frühstück schmiern.
Beug, streck – Gymnastik volle fünf Minuten.
Dann schnell zum Klo, es gilt schon sich zu sputen.
Geduscht – und die Klamotten an.
Fehlt selbstverständlich noch das Zähneputzen
(bloß jetzt mit Pasta nicht das Kinn beschmutzen!)
und husch, husch kommt das Kämmen dran.
Den Spiegel an der Wand befragt, den großen,
beruhigt dann die Haustür aufgestoßen
und Richtung Arbeitsplatz marschiert.
Die Steine, Steine immer nur die gleichen,
die Stein um Stein mir unterm Tritte weichen
als kleines steinernes Geviert.
Auch sie kenn ich schon längst, die Hausfassaden,
die stoisch ihre Stirn im Winde baden,
der kühl sie morgens noch umfährt.
Hier nur noch diese Kreuzung überqueren,
der Grünpfeil-Rechtsabbieger mich erwehren –
und da die Klitsche, die mich nährt!
PC anschmeißen, Outlook, E-Mail sichten
und lesend langsam ihre Reihen lichten
und notfalls Antwort gleich erteiln.
Kalender öffnen und Termine kucken,
Papier nachfülln, um gleich mal auszudrucken
des Arbeitstages erste Zeiln.
Dann Aug in Aug mit wem Gespräche führen
und Ohr an Ohr mit Hörer und Gebühren,
Notizen machen nebenbei.
Sich hin und wieder einen Kaffee kochen,
Geschreibsel für die Akte heften, lochen,
sofern nicht speichern als Datei.
Gelegentlich in eine Sitzung rennen,
wo kuchenrund die kleinen Lichter brennen,
um einen Riesentisch verteilt –
die reihum alle sich gewaltig blähen,
um ihre Petitessen rauszukrähen,
da kopfschüttelnd die Zeit enteilt!
Nach ungezählten Worten und Vermerken
begehrt der Magen plötzlich sich zu stärken,
und sei es mit Kantinenkost.
Und durch ein Meer von flücht’gen Mahlzeit-Grüßen
schwirrt man auf appetitbeschwingten Füßen
zu Pfanne, Topf und Bratenrost.
Nachmittags dann noch mal die gleiche Leier,
sofern nicht irgendeine fäll’ge Feier
zu Glückwunsch und ‘nem Schwätzchen lädt.
So gegen fünf den Rechner runterfahren,
Persönliches im Schreibtisch aufbewahren,
den Schlüssel zweimal umgedreht.
Dann nur noch Schrank auf, Sakko überstreifen.
Schon auf der Schwelle: letztes Blickeschweifen,
ob alles richtig aus und zu.
Den Fahrstuhl holen und sich runterrempeln,
um an der Uhr sich glücklich auszustempeln.
Das war’s für heute wieder, puh!
Und wieder längs an diesen Hausfassaden
mit gleichen, aber gegenläuf’gen Waden –
derselbe Fuß, derselbe Schritt.
Dieselben Steine, die am Boden lungern,
nach Leder, Hackenschweiß und Gummi hungern,
dieselben Steine schlurfen mit.
Dann Haustür öffnen und den Kasten leeren:
Reklame, Rechnung, Benefiz-Begehren –
kein rosiges Billet d’amour.
Die Treppe rauf bis in den Dritten steigen,
um mich privat nunmehr als Mensch zu zeigen
und Nachbar auf demselben Flur.
Doch kaum kann ich so weit die Kurve kriegen
und komm auf meine Bärenhaut zu liegen,
scheucht mich die Nacht ins Federland.
Die aber rast dahin mit hundert Sachen,
lässt mich entschlummern, träumen und erwachen:
Schon greift zum Wecker meine Hand…