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Mondverbot

Hätt schon mal Lust, den Mond zu schauen,
wenn golden er am Himmel glänzt,
Apollo auf den Sternenauen,
vom Lorbeer seines Lichts bekränzt.

Doch sind die Hände mir gebunden,
das heißt die Füße in dem Fall,
denn man beschneidet meine Runden
mitsamt dem freien Blick ins All.

In meiner hohen Altersklasse
darf ich am Abend kurz mal raus,
doch treten Mond und Sternenmasse
dann noch nicht vor ihr Himmelshaus.

Taghell ist es ja noch um sieben,
die Sonne grade erst bemüht,
sich Richtung Horizont zu schieben,
wo rosig schließlich sie verblüht.

Man kann ihm nicht ins Stübchen steigen,
in die Mansarde dieser Welt,
noch hängt der Mond in Eichenzweigen,
wo man ihn als Laterne hält.

Die Leuchte unsrer schwarzen Nächte,
die Sichel mit dem kühnen Schwung,
geraubt mir durch des Staates Rechte
auf die Gesundheitssicherung!

Noch fordert ja der Schutz vor Viren,
dass die Kontakte man beschränkt
und Bürger beim Herumspazieren
in vorbestimmte Bahnen lenkt.

Nun, ist der Mond mir auch verschlossen
in seiner abendlichen Pracht,
hab ich ihn heute doch genossen,
als meinen Einkauf ich gemacht.

Zwar schwebte er als heller Flecken
hoch oben im Gewölbe nur
und war doch unschwer zu entdecken
auf dieser Folie von Azur.

Allein nach Art ‘ner Apfelsine
war in der Mitte er halbiert,
der untre Teil der bleichen Miene
korrekt mit Himmelblau maskiert!