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Stilles Leuchten

stilles-leuchten-botticelliNicht mondhell, aber strahlend schön
steht er am Firmament,
wo in die nächtlich schwarzen Höhn
er seine Flamme brennt.

Ein Stern, erhaben in der Ruh,
mit der er dort verharrt
und unermüdlich immerzu
ins ferne Dunkel starrt.

Und starrt so still und unverwandt
und so lebendig auch,
dass ich mein Auge wie gebannt
in seins nur immer tauch.

Sein Licht verströmt mit solcher Kraft
er in den Raum hinein,
dass einen Hof er um sich schafft,
als wär’s vom Mondenschein.

Doch weiter, wo das All beginnt
und jener Strahl versiegt,
an Tiefe noch die Nacht gewinnt,
die lautlos um ihn liegt.

So funkelt wohl nur ein Juwel
auf sammetschwarzem Flor,
wenn blitzend aus kristallner Seel
sein Feuer loht hervor.

Und wird sogar das schiere Nichts
fast heimelig erhellt
vom Leuchten dieses schönen Lichts,
das Venus hingestellt.

Kühle Venus

Kühle VenusWo ich nur Finsternis erwartet,
ein Meer, das wo im Schwarz verschwand,
war schon ein Einzelstern gestartet,
der anderen vorausgebrannt.

Frau Venus, wenn ich richtig tippe,
die sich als Erste nicht geziert
und die notorisch große Lippe
zu ihres Leibes Lob riskiert.

Das war indes kein bloßer Fimmel –
sie strahlte in so hehrem Glanz,
dass jede Konkurrenz am Himmel
nur Flitter wär und Firlefanz.

‘ne Sonne unsrer frühen Nächte
in rabenfiedrigem Azur –
wenn sie nur dieses Licht nicht brächte,
das kalt wie eine Schneckenspur!

So kroch ich auf dem Wege weiter
mit meinem Beutel in der Hand,
die Flamme ständig als Begleiter,
die kühl ich und unnahbar fand.

Ob deshalb wohl die kleinren Lichter,
die neidisch auf dies große schaun,
verschüchtert ihre Bleichgesichter
sich herzuzeigen noch nicht traun?

Nun, bis zu meiner Haustür Schwelle
war da noch keines aufgetaucht,
des ganzen Abendhimmels Helle
von einer Lampe ausgehaucht.

Hab, in mein Kämmerchen zu steigen,
von ihr mich schließlich dann getrennt.
Zurück in meiner Klause Schweigen.
Wie warm mir da das Kerzlein brennt!

Belebender Hauch

Belebender HauchEin frischer Wind hat sich erhoben,
der Leben in den Wipfeln weckt.
Die Sterne selbst erzittern droben,
von dieser Regung angesteckt.

Die Flaggen, die im Traume lagen,
behäbig blähen sie ihr Tuch –
gleich Segeln, deren Nüstern ragen
wie schnuppernd in den Seegeruch.

Und wie entfacht von diesem Winde,
flammt hier und da ein Stubenlicht,
das aus der harten Mauerrinde
der bröckelnden Fassade bricht.

Seht nur die Straße, leer und leise
seit Stunden wie ein toter Stolln,
wie da auf ihrem Doppelgleise
die Räder plötzlich wieder rolln!

Und hört nur, auf den Bürgersteigen
ist’s auch aus mit der Grabesruh!
Das Pflaster brach noch mal sein Schweigen
zum Zwiegespräch mit manchem Schuh.

Ach, so ein Wind kann viel bewegen:
Er macht der Nacht so richtig Dampf,
und unter seinen sanften Schlägen
wird fit sie wie zum Tageskampf.

Ja, wenn ich hier so friedlich feile
an meinem lyr’schen Nachtgebet,
treibt grade er mich an zur Eile,
wie kühl er durch die Ritzen weht!