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Regenfreuden

RegenfreudenDen lieben langen Tag sie zogen
in trüber Prozession dahin,
in grauen Kutten, Wollewogen,
und eine Richtung nur im Sinn.

He, ihr, wohin geht eure Reise?
So mochte noch so sehr ich schrein,
sie zogen, zogen still und leise –
es mussten wohl Trappisten sein.

Nur kucken habe ich und gaffen
mit blödem Unverstand gekonnt,
weil sie wie alles Werk von Pfaffen
mir gingen übern Horizont.

Nun, soll es ihr Geheimnis bleiben –
sie hielten ihre feuchte Fracht,
um sie wer weiß wohin zu treiben,
wo sie den Fluren Freude macht.

Doch folgten diesen Pilgerhorden
danach noch schwärzre hinterher,
und plötzlich sind sie nass geworden,
die Lüfte, nass und regenschwer.

Um sich in Schauern zu entladen –
zunächst mit kurzen Pausen noch,
dann stopften sie nach Strich und Faden
das allerkleinste Wolkenloch.

Und nun ein einziges Geprassel –
der Himmel schießt aus allen Rohrn
und liegt bis zu den Kellerasseln
dem ganzen Hause in den Ohrn.

Indessen sitz ich warm und trocken,
an Poesie mich zu erbaun,
und lass mich gerne drum verlocken,
gelegentlich mal rauszuschaun.

Da windet unter steten Schlägen
von blindem Regen sich und Wind
das Kraut, an dem mir so gelegen,
die Erika, mein Kübelkind.

Sie scheint indes nicht sehr zu leiden –
die Wangen glänzen rosig-fett,
als würden gern sie satt sich weiden
in diesem Wasserhimmelbett!

Beetbrüder

BeetbrüderHe, Gärtner, die ihr am Balkone
gern euren grünen Daumen wetzt,
ich hoffe nicht, euch schert die Bohne,
was in die Kübel ich gesetzt!

Dem Buchsbaum, muss ich euch gestehen,
dem meine große Hoffnung galt,
hat es gefallen, einzugehen,
nachdem er reichlich gelb schon bald.

Nur kurz mal euren Blick erheben
und mit Int`resse hergeschaut –
dann seht ihr an den Gitterstäben
im Tongefäß das Heidekraut!

Und statt dass Grün, wie`s fröhlich prangte,
bevor es gallig sich empfahl,
zur höchsten Blüte nun gelangte
ein zartes Rosa auf einmal.

Mögt ihr wie ich euch dran erfreuen
als Nachbarn, die mir lieb und wert,
doch würde ich mich auch nicht scheuen
zu hörn, was ihr als Kenner lehrt.

Sind das robuste Zeitgenossen,
die Wind und Wetter widerstehn
und selbst in höheren Geschossen
nicht schleunigst in den Keller gehen?

Wie häufig muss ich mit der Kanne
die Erde rings besprengen wohl,
damit in angemessner Spanne
die Wurzel sich ihr Quäntchen hol?

Gern folg dem Rat ich der Experten,
dern Kunst mir in die Augen fällt,
weil gleich den hängenden, den Gärten,
sie ihr Fassadenbeet bestellt.

So weit bring ich es nie indessen:
Semiramis zum Greifen nah –
doch hätt zumindest gern besessen
recht lang die schöne Erika!