Zwei Stufen musst du nur erklimmen,
dann stehst du oben, goldbehängt;
doch bis dahin heißt’s trimmen, trimmen –
den Sieg, den kriegst du nicht geschenkt.
Denn nur da auf dem höchsten Treppchen
zollt man dir Ehre und Respekt –
auch mit Champagner, Schlemmerhäppchen
und Fotos für TV Direkt.
Wie einsam bist du schon als Zweiter,
auch wenn nur Zentimeter fehln
zur Spitzensprosse dieser Leiter –
doch diese wenigen, die zähln!
Extreme wolln die Menschen sehen,
verwöhnt von andrer Leute Schweiß.
Auf Risiken, die sie nicht gehen,
auf die sind sie besonders heiß.
Und grade die, die vegetieren
ereignislos in ihrem Kaff,
allein Rekorde akzeptieren
und Leistung, über die man baff.
Und so durchzieht in allen Dingen
die Konkurrenz des Lebens Frist,
so dass man meint, es müsst misslingen,
wenn man nicht stets der Erste ist.
Da seht das alte Steinzeiterbe,
wie’s heute nistet noch im Hirn –
als Mythos, ach, vom Wettbewerbe
beherrscht es selbst die Denkerstirn!
Was ist denn dran an diesen Possen?
Man schuftet sich die Hucke krumm,
und eh man ‘s Leben noch genossen,
dann ist’s, ade!, schon wieder rum.
Und tröstet’s, wenn ich Wunden lecke,
die nie und nimmer mehr verheiln,
bracht auch den Gegner ich zur Strecke,
so dass wir einen Tod uns teiln?
Und überhaupt: Ein Loblied singen
auf den, „der nach den Sternen fasst“?
Pah, jeder Frosch kann höher springen,
und jeder Käfer trägt mehr Last!