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Hoffnungsträger

Der gute König, oft beschworen
in seiner väterlichen Art,
weil er auch höchst hochwohlgeboren
ein schlichtes Herz sich stets bewahrt.

Und wenn in seinen blühnden Landen
passierte mal ein krummes Ding,
sich immer böse Räte fanden,
auf deren Kappe es dann ging.

Von solchen edlen Majestäten
ist der Geschichte nichts bekannt.
Mit diesen seltnen Qualitäten
regiern sie nur im Märchenland.

Denn wer erst mal die Macht errungen
und herrschte außer Rand und Band,
der hat sofort das Schwert geschwungen,
erlaubte wer sich Widerstand.

Das Muster ist sich gleichgeblieben,
nur die Methoden, rabiat,
sie wurden so nicht fortgeschrieben
als unsrer Zeit nicht adäquat.

Um heut sich an der Macht zu halten,
postiert man kein Kanonenrohr,
Gesetz und Recht lässt hübsch man walten –
und haut das Volk doch übers Ohr.

Nicht mal der beste Marktverkäufer
reicht an den Amtsbewerber ran,
der als rhetor’scher Dauerläufer
den letzten Mist verhökern kann.

Die Lügner, Heuchler und Propheten,
sie tummeln sich auf dem Gebiet,
weil sie geschickt die Masse kneten,
die braun man aus dem Ofen zieht.

Sie machen tausende Versprechen
als Köder vor dem Urnengang,
die sie dann sang- und klanglos brechen,
ist erst im Netz der dicke Fang.

„Fürs Volk das Beste ich begehre!“
Die große Klappe überzeugt.
Da denkt kein Schwein an die Karriere,
nach der der Schreihals wirklich äugt.

Und zweitens nach dem Wohl und Wehe
der Clique, die dieselbe pusht –
die trät ihm kräftig auf die Zehe,
falls er die nächste Wahl verpfuscht.

Dann muss er auch noch Rücksicht nehmen
auf das geballte Kapital,
dass diesem nicht Bedenken kämen,
weil ihm ein Vorschlag zu sozial.

So sitzt er ständig zwischen Stühlen
und muss mal so, mal so laviern,
dass er, getrieben von Kalkülen,
nicht dazu kommt, noch zu regiern.

Was aber dringend zu entscheiden
in einer Welt, die sterbenskrank,
das schiebt, Konflikte zu vermeiden,
er folglich auf die lange Bank.

Zum Glück hat eine gute Waffe
der Bürger mittlerweile heut,
dass notfalls er vom Hals sich schaffe
den Schwätzer, der das Handeln scheut.

Der Wahlschein ist in seinen Händen
von einer Durchschlagskraft extrem –
kann Karrieren leicht beenden
und neu kreieren, je nachdem.

Doch etliche, die schlecht beraten,
verschleudern dieses wicht’ge Gut,
bekreuzen grad den Kandidaten
mit dem skurrilsten Narrenhut.

Muss man die Segel deshalb streichen
im Kampf um Klima und Natur,
weil diese Typen weiterschleichen
in der Partei- und Lobbyspur?

Sie werden warm sich anziehn müssen,
wenn an die Schülerscharn man denkt,
die ihren windigen Ergüssen
kaum noch ein Fünkchen Glauben schenkt.

Noch werden sie sich wenig sorgen,
da deren Kreuzchen noch nicht zählt –
doch sind die Wähler es von morgen,
denen’s schon heut an Grips nicht fehlt.