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In der Schreibstube

In der SchreibstubeGanz nüchtern will ich Folgendes notieren,
und Kunst sei keineswegs dabei im Spiel.
Sollt’s dennoch jemand einmal kommentieren:
Ich selbst verstehe es als Prosastil.

Ich möchte ohne Schnickschnack einfach schildern,
was mir beim Schreiben hier vor Augen liegt.
Im Feld der Fantasie muss ich nicht wildern,
weil Wirkliches mir vor die Büchse fliegt.

Den Tisch hab ich entfremdet seinem Zwecke
und kurzerhand zum Schreibpult ihn gemacht.
Jetzt hock ich wieder in der Küchenecke
und nach der Musen Götterspeise schmacht.

Das heißt, die Esslust ist nicht ganz verschwunden,
auch die nicht, die den Gaumen nur erfreut;
drum Lippen öffnen ab und zu und runden –
ein Stücken Käse hat noch nie gereut!

A nos moutons! Da wär die Fenstertüre,
die zum Balkon sich öffnet oder schließt;
davor, Karrees von Löchern mit Bordüre,
in Faltenwellen die Gardine fließt.

Den Vorhang kann ich hier gleich miterwähnen,
der linker Hand gerafft die Stellung hält,
drauf schwarz und weiß von Hühnern und von Hähnen
die Silhouette groß ins Auge fällt.

Und hab ich je schon diesen Stuhl beschrieben,
den vor der Heizung voll in meiner Sicht,
sein Kiefernholz, aus dem wie eingetrieben
das dunkle Muster seiner Mas’rung sticht?

Und sicher auch nicht diese Dioskuren
von Topflappen am Haken überm Herd –
die völlig frei von Brand- und Hitzespuren,
weil man hier selten nur die Flamme nährt.

So könnt ich wohl ‘ne Weile noch erzählen
von diesem und von jenem episch breit,
doch will ich, Leser, dir Zeit nicht stehlen,
die du gewiss der Lyrik ja geweiht.

Verzeih mir, dass ich mit Banalitäten
dein Ohr, nach Höhrem lauschend, abgespeist –
du wirst ihn wiederfinden, den Poeten,
wenn du’s auch künftig seinen Zeilen leihst!