An festgelegte Ladenzeiten
die Dichtung sich nicht halten muss –
nach Lust und Laune kann ich reiten
bei Tag und Nacht den Pegasus.
Vom Morgen allerdings, geschrieben
beim ersten trüben Sonnenlicht,
ist leider mir kein Vers geblieben,
was sehr für langen Schlummer spricht.
Auch später, wenn auf seiner Reise
der Stern schon hoch am Himmel glüht,
hab kaum ich mal zum Musenpreise
Papier und Pinsel je bemüht.
Da kreisten mir ganz andre Dinge
im praktischen Poetenkopf,
zum Beispiel, wie ich Beute finge
für den gefräß’gen Suppentopf.
Und was auch sonst an Alltagspflichten
denselben grau erscheinen lässt –
ich sage nur: sein Konto sichten,
ich sage nur: ein Eignungstest.
Die Dämmerung? Auch keine Wiese,
auf der die Fantasie gedeiht,
und folglich für die Vers-Akquise
wohl kaum die optimale Zeit.
So steht denn von des Tages Stunden,
zwei Dutzend grade nur einmal,
zu wuchern mit gewissen Pfunden,
der Abend lediglich zur Wahl.
Was nicht als Beinbruch zu verstehen.
Die Fantasie, bei Sonne schwach,
wird erst nach ihrem Untergehen
im Finsteren so richtig wach.
Wer kennt das nicht aus seinen Nächten –
nur langsam findet man zur Ruh,
doch mit dämonisch-düstren Mächten
geht’s jäh dann in den Träumen zu?
Auch von der Straße klingt nur selten
ein größeres Geräusch noch her,
dass die am Uferfels zerschellten,
die Welln ich hör vom nahen Meer.
Wie aber komm ich von der Kühle,
die von den Füßen aufwärts fließt,
zu einem wärmeren Gefühle,
das sich in Verse gern ergießt?
Getreue Helfer sind zur Stelle:
Der Rote ragt zur linken Hand
und rechts mit diaphaner Helle
die Flamme, die in Quarz gebannt.
Sie haben längst schon mein Vertrauen,
enttäuschten mich kein einz’ges Mal.
Sie vor dem Schreiben aufzubauen,
drum stete Praxis: Ritual.
Da lästert jemand: Aberglaube?
Womit ich prima leben kann!
Zieht man denn die Verstandesschraube
beim Dichten grade straffer an?