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Der Handwerker kommt

Ob sie nun hämmern, klopfen, bohren,
verreisen oder grade breit,
sie haben stets was um die Ohren,
das heißt als Rentner niemals Zeit.

So sagt man wohl im Allgemeinen.
Doch weit gefehlt, was mich betrifft.
Ich bin nicht ständig auf den Beinen,
leb still wie in ‘nem Damenstift.

Wie wäre da an Muße Mangel?
Ich hock den lieben langen Tag
wie ’n Petri-Jünger bei der Angel –
geduldig ohne Fangertrag.

Es fände mich an Ort und Stelle,
wer immer sich hierher verirrt –
den Knaben treulich an der Quelle,
wo seinen Pegasus er schirrt.

Das ist sehr hilfreich in dem Falle,
in dem man wen zu sich bestellt –
nicht nötig, dass man erst noch walle
mit Flügelschuhen durch die Welt.

Man hockt ja eh in seiner Stube
wie Vogelbrut in ihrem Nest
und Gäste, Dame oder Bube,
nicht vor der Türe schmoren lässt.

Doch kann es umgekehrt geschehen,
dass einer dir ‘ne Nase dreht
und trotz „Bis morgen. Wiedersehen!“
partout nicht auf der Matte steht.

Besonders bei den Handwerksleuten
kommt mir das unter dann und wann –
warum, das weiß ich nicht zu deuten,
doch weiß ich, dass es nerven kann.

Ein Beispiel: Meine Fernsehkiste
ließ schnöde mich im Stich einmal
und sandte statt der Sendeliste
mir nur die Botschaft „Kein Signal“.

Das kann kein Laie wieder richten,
da braucht’s ‘nen Typen von der Zunft –
schnell die in Frage kommen sichten
und dann Termin, Zusammenkunft.

Doch erst mal wen zu fassen kriegen,
das ist schon eine Kunst für sich!
Auf Telefon und E-Mail fliegen
die Brüder hier nicht sonderlich.

Man reagiert vielleicht nach Tagen,
vielleicht auch an Sankt Nimmerlein –
doch aus dem Grunde zu verzagen,
renkt keinen Bildschirm wieder ein.

Drum gehen die Versuche weiter,
bis so ‘n Experte reagiert
und als der Bilder Wegbereiter
die Kiste endlich repariert.

Erleichterung auf alle Fälle,
läuft alles wieder einwandfrei,
doch käm er schneller, der Geselle,
wär keine Bitterkeit dabei.

An alten Häusern steht bisweilen:
Behüt mich Gott vor Sturm und Brand!
War damals schon, anstatt zu eilen,
der Zimmermann ein Bummelant?

Fassadensanierung II

Fassadensanierung2Noch herrscht so was wie Friedhofsruhe;
noch ist ja Sonntag Gott sei Dank.
Doch bald schon klappern Arbeitsschuhe
mir draußen vor der Fensterbank.

Dann seh die fleiß’gen Handwerksleute
ich über das Gerüst flaniern,
dass eimerweis mit Schutt als Beute
die Hausfassade sie saniern.

Den Brüdern würd ich nie im Leben
so was wie Rücksicht unterstelln;
sobald sie nur den Hammer heben,
die Dezibel nach oben schnelln.

Und wenn sie sich verständ’gen müssen
(doch dies sei ihnen gern verziehn),
geschieht das wie mit Donnerschüssen,
die ihrem Rachenrohr entfliehn.

Es werden harte Wochen werden.
Die Arbeit ist geplant auf zehn –
so lang wird „Steine, Bau und Erden“
mir täglich auf den Zeiger gehen.

Doch wenn sie endlich dann gewichen,
erkennt man ihre Meisterhand,
denn die Balkone sind gestrichen
und auch der Putz bleibt an der Wand.

Für seine lauteren Methoden
wird’s Handwerk fürstlich honoriert.
Noch immer hat es goldnen Boden –
von Mietern meistens mitsaniert.