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Münzverschlechterung

Wir wissen ja nicht erst seit heute,
dass früher alles besser war –
in Bausch und Bogen Land und Leute
und selbst, was man besaß in bar.

Die Münzen waren noch gediegen
und widerstanden jedem Biss;
man konnt sie auf der Waage wiegen
und war sich ihres Werts gewiss.

Kein Wunder, dass sie Namen trugen
von ausgesprochen gutem Klang,
den sie aus Gold und Silber schlugen,
Metallen mit dem höchsten Rang.

Sie nannten Gulden sich, Dublonen,
Dukaten, Mark und Taler auch,
je nach den einzelnen Regionen,
wo sie als Währung in Gebrauch.

Doch selbst die mannigfachen Namen,
die Scheidemünzen beigelegt,
sie sprengten keineswegs den Rahmen
und waren ziemlich ausgeprägt.

Den Heller gab es und den Batzen,
die nur im Süden weit gestreut,
indes man sonst beim Kupferkratzen
auf Kreuzer eher stieß und Deut.

Ihr Stern ist nun schon längst erloschen
und lodert niemals mehr empor –
verloren ist der letzte Groschen,
verjuxt der letzte Louis d’or.

In der Erinnerung sie leben
indes auf manche Weise fort,
so wie in diesen Strophen eben
mit ihrem eindrucksvollen Wort.

Ihr schnödes Erbe heut: Moneten,
die arm an Klang und an Kontur
und unsrem lyrischen Poeten
vermasseln obendrein die Tour!

Was soll mit „Euro“ denn auch laufen?
Da beißt er sich die Zähne aus,
kann sich damit zwar alles kaufen,
nur keinen Reim im Warenhaus.

Allein der Cent ist ihm geblieben
als Reimling von passabler Kraft –
doch schon bedroht von Namensdieben,
wird wohl auch er bald abgeschafft.

Glück und Geiz

Sich möglichst sparsam zu verhalten
ist sicher aller Achtung wert –
auch ohne Luxus zu entfalten
nichts Nötiges man ja entbehrt.

Man kann’s indes auch übertreiben
und gibt nicht einen Heller her,
um nicht mal in den Wind zu schreiben,
was nur ein Furz von Knete wär.

Da kenn ich einen, dem ‘ne Lulle
fürn alten Stromer selbst zu schad,
der wie ein Straßenkind ‘ne Stulle
bescheiden sie von ihm erbat.

Da kenn ich einen, der zig Jahre
mein Bonbon lutschte ungerührt,
bis ich entdeckte, dass die Ware
er selbst stets heimlich mitgeführt.

Da kenn ich einen, der die Tasse
mit Kaffee immer hochgeschätzt,
doch selbst gebeten mal zur Kasse,
sich über seinen Preis entsetzt.

Da kenn ich einen, dessen Magen
‘nem Sahnestückchen nicht abhold,
doch konnt er‘s jäh nicht mehr vertragen,
als er es selbst spendieren sollt.

Da kenn ich einen, der bisweilen
die Armut auf der Welt beklagt,
doch („Ob sie’s auch gerecht verteilen?“)
den Helfern jeden Cent versagt.

Da kenn ich einen, der Erbarmen
und Mitleid stets im Wappen trug
und einer Frau, ‘ner bitterarmen,
‘nen Euro aus der Hand fast schlug.

Und einen noch zum guten Ende,
der‘m Musikanten vorenthielt
die kleine Anstandskünstlerspende,
weil „der zu wenig Stücke spielt“.

An Gründen scheint es nicht zu fehlen,
dem Geiz ein Mäntelchen zu leihn,
doch nicht ein einz’ges kann verhehlen
des Vorgeschobnen Fadenschein.

Worin denn, bitte, mag bestehen
des Pfennigfuchsers Lustgewinn?
Dass niemals ihm zur Neige gehen
die Mäuse tief im Säckel drin?

Und er auch nie in spätren Zeiten,
obwohl’s noch in den Sternen steht
(„Man muss sich schließlich vorbereiten“),
in irgendwelche Not gerät?

Ob angeboren, ob erzogen,
vielleicht auch beides im Verein,
hat er die Welt seit je gewogen
nach ihrem Wert in Geld allein.

Egal, woran die Finger streifen,
von Käse bis zum Kupferstich
kann er den Satz sich nicht verkneifen:
„Was kostet das denn eigentlich?“

Wer derart bar von andern Werten
nur auf den ausgemünzten stiert,
wohl seinem Gott, dem hochverehrten,
kein Mammonsscherflein gern verliert.

Ein Glaube, glücklicher zu machen?
Verbissner nur und selbstgerecht.
Man hängt sein Herz an tote Sachen
und handelt gegen Menschen schlecht.

Das liegt wohl so im Geist der Zeiten,
dass selbst ‘nen Schuft man akzeptiert,
wenn er auf seinen Habenseiten
nur hübsche Summen bilanziert.

Und andrerseits dem Zeitgenossen
die schuld’ge Achtung stets versagt,
der unbescholten unverdrossen
an seinem Hungertuche nagt.

Die gute Nachricht für die Blinden:
Ihr liegt mit eurem Geiz im Trend.
Die schlechte: Euer Glück zu finden,
ihr in die falsche Richtung rennt.

Denn es ist längst ja schon erwiesen,
dass Eigennutz die Chance senkt.
Drum schenkt Gehör den Expertisen
und Glauben und Vertrauen: Schenkt!