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Gern im Abseits

Es gibt sie noch, die weltvergessen
im Winkel hausen wie ein Tier,
Poeten, die, vom Vers besessen,
nichts brauchen als ein Blatt Papier.

Und auf den kümmerlichen Fetzen,
der spindeldürr und federleicht,
sie doch ein Denkgebäude setzen,
das rauf bis zu den Sternen reicht.

„Luftschlösser!“, wird wohl mancher lästern –
o dass er sich des Wortes schäm!
Es wohnt sich bei den Musenschwestern
doch sicher auch sehr angenehm.

Was für ein prächtiges Ambiente,
und was fürn edler Sängerkreis!
Und ist der Gute schon in Rente,
logiert er gar zum Sonderpreis.

Wie sollte er die Welt da missen,
wo alles sich um Knete dreht
und ohne Skrupel und Gewissen
der Mensch sich meist am besten steht?

Und wo sie sich zu schlachten pflegen
aus ihrem niedrigsten Instinkt,
zum Beispiel eines Glaubens wegen,
der mit der ew’gen Wonne winkt?

Und wo sie in gewalt’gen Werken
jahraus, jahrein rund um die Uhr
das Wachstum und die Wirtschaft stärken
bis zur Vernichtung der Natur?

Er fühlt sich besser aufgehoben
in seinem Wolkenkuckucksheim
als unten, wo die Stürme toben
in einem Meer aus Schaum und Schleim.

Da mach sich gerne wer zum Narren
und hasche nur nach Schall und Rauch –
man wird ihn bald schon so verscharren
wie jeden andern Narren auch.

Der Dichter aber will nicht horten,
was seiner Kunst und Müh Gewinn:
ein reicher Schatz von goldnen Worten –
den gibt er gerne jedem hin.