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Hintergrundgeräusche

HintergrundgeräuscheNennt dies man Eremitenleben,
wenn rings man nur die Vögel hört
und lautlos ihre Netze weben
die Spinnen, die kein Lüftchen stört?

Und wenn bisweilen nur ein Knistern
wie’n Funke in die Stille fällt,
sich hin und wieder zu verschwistern
mit einem Knacken wie bestellt?

Na ja, in diesem strengen Sinne,
da fehlt’s mir noch an Einsamkeit,
steck ich vom Knöchel bis zum Kinne
im Lärm, den mir der Nachbar leiht.

Nicht dass da ständig Töpfe scheppern
in kakofon’schem Blechgesang
noch jemand, Teller zu zerdeppern,
sich anschickt alle Naselang.

Auch die uns heut die Medien machen,
die stets beliebte Hausmusik,
hör ich in Tönen nur, in schwachen,
wo ich (im Klo!) den Sender krieg.

Nein, das was mir mit kaltem Schauer
periodisch fährt in Mark und Bein,
das ist, vergiss die dickste Mauer!,
ein Quietschen voll ins Ohr hinein.

Es ist, wie wenn ein Güterwagen
mit Eisenrädern, unbereift,
dem jäh die Bremsung aufgetragen,
ein Stück noch auf der Schiene schleift.

Doch will ich keinem unterstellen,
dass er zu Haus mit Loks rangiert –
in diesen wie in andren Fällen
ein Möbel diese imitiert!

Denn einem Stuhl, auf dem wir hocken,
wie auch ‘nem Tisch, der nicht zu schwer,
lässt leicht sich so ein Laut entlocken,
rückt man ihn rüde hin und her.

Und die Sensibelchen von Nerven
sind hierzulande so gestählt,
um eh’r sie aus dem Gleis zu werfen,
wenn es an solchen Reizen fehlt.

Doch ich, ein Fremdling, hergelaufen,
soll ich die Hiesigen bekehrn
und sie mit Alsterwasser taufen,
als ob sie’s nicht im Jordan wärn?

Bin nicht zum Missionar geboren
und schulde schließlich auch Respekt
dem Usus, der hier ausgegoren
und mir ein bisschen bitter schmeckt!

Kein Grund, den Platz hier zu vertauschen.
Die Nacht macht alles wieder gut:
Ich hör nur leis die Wellen rauschen,
das Flüstern der gewalt’gen Flut.

Zur Maifeier

Zur MaifeierMein träges Fleisch hielt in der Stube
den ganzen Tag mich heute fest
wie’n Häschen in der Wiesengrube,
das sich aus Furcht nicht blicken lässt.

Was in dem Sinn auch zu verstehen,
dass Menschenmassen ich nicht mag –
und dieses Kommen, dieses Gehen
zum Kirchen- und Gewerkschaftstag.

Geschirmt von dicken Altbauwänden
von dem, was im Quartier geschieht,
ließ ich die Ruhe mir nicht schänden
von Lohnappell und Lutherlied.

Doch hab ich schon auf meine Weise
des heut’gen Feiertags gedacht –
des Mittelstands, der still und leise
fast an den Bettelstab gebracht.

Und der Millionen, die gesunken
in den Schlamassel tiefer noch,
indes ein Häufchen von Halunken
sein Geld versteckt im Steuerloch.

Auch der Pastorn, die unverdrossen
erwärmen uns den gleichen Papp,
als wär viel Wasser nicht geflossen
den Jordan mit der Zeit hinab.

Na ja, das waren so Gedanken –
doch kam nicht auch was raus dabei?
Ein bisschen Stille wollt ich tanken –
und zapfte Zeiln zum 1. Mai!