Noch hab ich eine gute Stunde,
in der als Sechziger ich gelt,
dann wird auch diese Zehnerrunde
dem Chronos ins Archiv gestellt.
Will deshalb schnell sie noch benutzen,
ihr diesen Nachruf hier zu weihn,
doch ohne sie herauszuputzen
wie’n Lobspruch auf ‘nem Marmorstein.
Zu früh ist sie dahingegangen,
in zarter Jugend mir geraubt,
bevor die rosenblühnden Wangen
von Falten schattig noch belaubt.
Das sagt natürlich nichts zur Sache,
ist nur Lamento, floskelhaft.
Doch wie, wenn wirklich Ernst ich mache
mit zeithistor’scher Wissenschaft
Und unter eure Nase reibe
so lang wie breit und detailliert,
was einem bei lebend’gem Leibe
in ‘ner Dekade so passiert?
Na bitte, will doch keiner wissen.
Ist kaum auch was der Rede wert –
vielleicht als ich der Welt entrissen
kurz in ‘ne Klinik eingekehrt
Wo man mit allerlei Bestecken
mir eifrig auf den Pelz gerückt,
doch ohne Appetit zu wecken
auf Leckerein, die mich entzückt.
Nein, als ich friedlich in Narkose
der Dinge harrte unbewusst,
stieß der Chirurg, der rigorose,
mir eine Klinge in die Brust.
Ein Stich, der glücklich mich befreite
von ‘nem gefräßigen Filou,
so dass erleichtert ich nun schreite
auf die besagten siebzig zu.
Sonst wär nichts weiter zu erzählen.
Nur Schmalkost und kein Sternekoch.
Doch könnt ich mir die Jahre wählen:
Die nächsten bitte fader noch!