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Die Kuckucksuhr

Von wegen, endlich klug geworden!
Man setzt auch weiterhin auf Krieg,
auf Bombardiern und Massenmorden
als hohe Kunst der Politik!

Was ist das bloß für ein Gelichter,
das solche Schande propagiert?
Nichtssagend blasse Milchgesichter,
abstoßend nackt und glatt rasiert.

Doch aufgeputzt mit Schlips und Kragen
als Ausweis der Honorigkeit,
um heimlich Kapital zu schlagen
aus diesem biedren Bürgerkleid.

So übers Weltparkett sie schlingern,
per Handschlag mit den Chefs verkehrn,
dabei zerquetschend mit den Fingern
die Menschen, als ob’s Flöhe wärn.

Nach Gusto handeln sie, gerissen,
bis irgendwo die Erde raucht,
da sie sich stets im Vorteil wissen,
weil Widerstand Äonen braucht.

Bis Parlamente wo beschlossen,
wie, wann, warum wer reagiert,
sind schon Millionen totgeschossen
und auf dem Dienstweg hinkrepiert.

Indes sich, Klappe auf, empören
die Spitzen von Partei und Staat
und wie ‘ne Kuckucksuhr beschwören
das Zartgefühl der Drachensaat.

Klagt so man bitter über Leichen,
mischt Trauer mit gerechter Wut?
Allmählich Zweifel mich beschleichen,
ob man nicht tut nur, wie man tut!

Wer ist schon auf ‘nen Bruch versessen,
und wär der Typ dem Teufel gleich,
verfolgt man vielfach doch Int’ressen
in seinem eignen Machtbereich.

Will man dem schönen Handeltreiben
mit seinem üppigen Profit
denn jäh ‘ne Hungerkur verschreiben
für Co, AG & Kommandit?

Und will man jenen Spießgesellen,
die Horrorwaffen exportiern,
die Mordsgeschäfte grad vergällen,
wenn sie noch besser bald floriern?

Fürn freien Austausch aller Waren
braucht weiterhin es grünes Licht,
die blut’ge Keule des Barbaren
stört unsre „Realisten“ nicht.

Und gibt man sich als Friedenswächter,
sofern die Presse grad dabei,
verbindet mit dem Menschenschlächter
sie eine stille Kumpanei.

Die Politik, hat wer geschrieben,
die ist ein schmutziges Geschäft.
Hat selbst vorzeiten es betrieben –
und wird noch immer nachgeäfft.

Wettlauf mit der Zeit

Gegen die ZeitSo wild entschlossen zu genießen,
was schwindend noch das Sein gewährt,
seh ich die Tage rasch verfließen
und wie im Fluge aufgezehrt.

Wie soll man sich dagegenstemmen?
Was hält den Kuckuck in der Uhr?
Klock sieben morgens Austern schlemmen,
verknüpft mit ‘ner Champagner-Tour.

Dann Sonnenbummel wo am Wasser,
dass man die Beine sich vertritt,
damit so gegen zwei der Prasser
für Tafelfreuden wieder fit.

Und wenn die Wampe vollgeschlagen
mit Vor- und Haupt- und Nachgericht,
ist auf ein Nickerchen fürn Magen
das Sofa erste Bürgerpflicht.

Erhebt man frisch sich dann vom Dösen,
flitzt auf die Piste man erneut –
zum Plaudern und Problemelösen
als durst’ger Tresentherapeut.

Die Augen sich da wem verdrehen?
Nun, ist ironisch ja gemeint.
Vom Gaumenspaß mal abgesehen
auch mir das alles fad erscheint.

Doch ehrlich: Wie wir auch gestalten
den Tag aus der und jener Sicht –
die Zeit, sie ist nicht aufzuhalten.
Nur auf Papier, nur im Gedicht.

Passt doch

Passt dochNun ist die Kruke ausgetrunken –
der Tatendurst indes noch brennt.
Wie, dass in Poesie versunken,
noch jemand Zeit und Stunde kennt?

Jetzt läuft der Geist auf vollen Touren,
es brummt mir unterm Schädeldach,
als hielten tausend Kuckucksuhren
mit ihrem Dauerruf mich wach.

Ein neues Beet will ich mir bauen,
in das ich auch vier Zeilen zieh,
um jederzeit zu überschauen
die Blüten meiner Fantasie.

Und wenn ich glücklich dann gegründet
dies eher schlichte Areal,
gewiss sich dran der Wunsch entzündet:
Das Ganze gerne noch einmal!

So stetig ich denn weiterschreite
und streue schöne Worte ein,
bis schließlich auf der ganzen Seite
kein Platz mehr bleibt für Sämerein.

Da kannst du, Les’rin, dir wohl denken,
dass ich zerstört am Boden bin –
muss plötzlich diese Hacke senken,
die doch noch flink wie zu Beginn.

Beim zweiten Hinsehen indessen
erkenne ich der Zeiln Struktur:
Da liegen sie, perfekt bemessen,
wie ein Gedicht auf weiter Flur!

 

Störenfriede

StörenfriedWohl zigmal hat die Uhr geschlagen,
ich hab es aber nicht gehört.
Ein Reimwort lag mir auf dem Magen.
Brauch wohl ‘ne Kuckucksuhr, die röhrt.

Ein Wunder, dass so weltvergessen
ich überhaupt hier hocken kann!
Die Gegend habe ich gefressen
(des Lärmes wegen) dann und wann.

Nicht nur, dass die normalen Kisten
hier in der City grad sich scharn,
nein, hier verlaufen auch die Pisten
für Flitzer, die mit Blaulicht fahrn.

Und sei das Licht auch noch so leise,
umso gewalt’ger dröhnt das Horn –
und kaum verklungen diese Weise,
beginnt da hinten sie von vorn!

Am liebsten würd ich mir verstopfen
die derart malträtierten Ohrn;
doch wär mit so ‘nem Abstellpfropfen
ja auch das Telefon verlorn!

Das ist der Stoff für Trauerspiele:
Mach, was du willst, es ist verkehrt.
Selbst in ‘nem andren Domizile,
wer weiß, was da dir widerfährt!

Du musst dich in dein Los ergeben,
in alles auch, was trüb und trist.
Der wunde Punkt, das ist das Leben;
es juckt, bis es zu Ende ist.