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Technik total

Technik totalWie nicht die Übersicht verlieren –
politisch, technisch, wie man will?
Entwicklung heißt, sich komplizieren;
wann steht der Fortschritt jemals still?

Und immer kürzre Intervalle
von der zu dieser Novität.
Als Kunde sitzt man in der Falle:
Wer nicht gleich zugreift, kommt zu spät.

Dafür gibt’s weitere Funktionen
und, heißt es, mehr Bedienkomfort,
‘nen Führer auch durch die Versionen,
dick wie ‘s Brevier vom Herrn Pastor.

Wenn man denselben dann nach Wochen
verzweifelt aus den Händen legt,
ist keineswegs mehr ungebrochen
der Spaß, den man für Neues hegt.

Die Möglichkeiten, die da stecken,
uns meistens eh nicht int’ressiern,
so dass wir viele erst entdecken,
wenn wir das Prachtstück ausrangiern.

Ich sag es endlich mal präzise:
Ein Smartphone hab ich neuerdings
und damit auch die große Krise –
so was bedient man nicht mit links.

Die schöne Verskunst lass ich liegen,
den Musenacker unbestellt,
doch Finger über Tasten fliegen –
erfolgreich wie La Manchas Held!

 

Leichte Beute

Leichte BeuteKommt, stellt euch schön an meine Seite,
und leiht mir euren spröden Leib,
dass ich mit eurer Hilfe schreite
zu meiner Nächte Zeitvertreib!

Auf dem Tablett die grüne Flasche,
die aus La Mancha angereist;
ein Cheddar in der Backentasche,
der würzig in den Gaumen beißt.

Auf einem kleinen runden Teller
die Kerze lautlos sich zerflennt,
dern Flämmchen ganz gewiss nicht heller,
doch wärmer als die Lampe brennt.

Ein Blatt Papier mit Unterlage,
damit kein Fettfleck es beschmutzt
an einem Tisch, der unterm Tage
als Futterstelle mehr genutzt.

Das sind so meine Spießgesellen,
mit denen den Parnass ich stürm,
von wo ich auch in vielen Fällen
nicht ohne Beute wieder türm.

Das Magazin geraubter Lieder
ist gut gefüllt inzwischen schon,
und Nachschub kriegt es immer wieder,
da ungeschützt der Musenthron.

Nur eine Handvoll kühner Recken:
Wein, Käse, Kerze – und er fällt!
Wieso gibt’s da an allen Ecken
denn nicht mehr Dichter auf der Welt?

Traumwein

Traumwein„’nen Franzen mag kein Deutscher leiden,
doch seine Weine trinkt er gern“ –
ich würd den Wortlaut nicht beeiden,
doch ist von Goethe er im Kern.

Von so ‘nem Kopfe ‘ne Sottise?
Ich hoff, er hat’s nicht so gemeint,
sonst spräche ja ein Geistesriese
wie’n Blödmann vom ererbten Feind!

Nun ja, ich hock hier vor ‘nem Roten,
der auch nicht aus teuton’schem Land,
doch allerbestens zu benoten –
aus Neu-Kastilien hergesandt.

Da hat die Sonne drauf geschienen,
die einst dem Ritter auch gelacht,
der, seiner Dame ernst zu dienen,
zum fahr’nden Narren sich gemacht.

Noch heut sind seiner Heimat Hügel
von Mühlen hier und da bedeckt,
dern morsche, windzerzauste Flügel
des Edlen Lanze wohl geschmeckt.

Wiewohl ich hier im Dunkeln tappe:
Vielleicht trank er schon diesen Wein,
genauso wie sein treuer Knappe,
der maulend ritt ihm hinterdrein.

Fühl ich doch selber, wie zum Träumen
von ihm ich mich verführen lass.
Drum nicht mehr in La Mancha säumen –
auf, Rosinante, zum Parnass!