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Vom Sang der Leier

Vom Sang der LeierVerträgt sich mit dem Weltgeschehen,
das fürchterlich die Zähne bleckt,
die Lyra, die auf leisen Zehen
die Hörner in den Sand nur steckt?

Verträgt sich mit den Obrigkeiten,
die gerne auf die Pauke haun,
das sanfte Tremolo der Saiten,
die auf den Klang der Stille baun?

Verträgt sich mit des Nächsten Keifen,
den an der Wand die Fliege stört,
Akkord nur um Akkord zu greifen,
der falsche Harmonien beschwört?

Da sei der große Spötter Heine,
das Lästermaul Villon davor,
die ließen Laute von der Leine,
da sträubte sich das Bürgerohr!

Denn ihrer Töne muntre Wellen,
mal heiter und mal sturmbewegt,
musst ja das grobe Wort entstellen,
das Gift und Galle in sich trägt!

(So unser Spießer in dem Wahne,
der Dichter lebe auf dem Mond
und sei dem Gott nur Untertane,
der in olymp’schen Wolken wohnt.)

Drum ohne Zag und ohne Zittern
wirf, Lyra, kühn dich in die Schlacht!
Magst unterm Hieb du auch zersplittern –
den Kampf hast du vorangebracht!

Doch bleib auch für die Töne offen,
die dem verträumten Herzen nah –
dann ist die Welt, auf die wir hoffen,
für einen Augenblick schon da!