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Kurz und gut

Kurz und gutDie kleinsten Unteroffiziere sind die stolzesten.

Georg Christoph Lichtenberg

Wer klein von Wuchs geblieben,
muss von Gewicht ‘s nicht sein.
Wie viele sich nicht schrieben
in die Annalen ein!

Einseinundfünfzig Meter
hat Kant mal grad geschafft
und war doch Hauptvertreter
erhabner Geisteskraft.

Der Bubi Bonaparte
ging zehnfach auf ein Lot,
doch war in seiner Sparte
ein großer Schlagetot.

Wer nahm wohl mit Plakaten
moderne Kunst vorweg?
Der Graf, der kurz geraten,
der von Toulouse-Lautrec.

Doch viele auch verlieren
im Nichts sich ohne Spur,
die anders kompensieren
den Mangel an Statur.

Versuchen auszugleichen
mit Gestik und mit Gang,
dass höher sie nicht reichen
in ihrem Wachstumsdrang.

Habt ihr sie nie gesehen,
geschäftig wie’n Pedell,
vom Leib die Arme stehen,
gespreizt das Fahrgestell?

Mit breiten Beinen staken
sie durch die Szenerie,
so anmutsvoll wie Kraken
auf einer Landpartie.

Die Brust nach vorn geschoben
und hoch das Kinn gereckt,
ein einziges „Nach oben“,
das tief in ihnen steckt.

Klar, dass auch ihre Miene
den Wichtigmann verrät,
der selbst auf die Latrine
nicht ohne Laptop geht.

Das Handy an der Muschel,
den Blick stets auf der Uhr,
so macht man, tuschel, tuschel,
die Große-Herren-Tour.

Sieht man sie so stolzieren,
tut man sich sicher schwer:
Soll man sich amüsieren?
Bedauert man sie eh’r?

Nun ist es ja kein Makel.
Der Zufall traf die Wahl.
„Debakel!“ schrein, „Debakel!“,
grad die, die stinknormal.

Nur weil die „große“ Masse
den Kurzen gern verhöhnt,
hat dieser, dass er passe,
ans Streckbett sich gewöhnt.

Doch raus aus diesem Gleise!
Man nehm sich, wie man ist,
und selbstbewusst beweise:
„Der Mensch ist’s, den man misst.“

Denn willst du anders scheinen
als so wie von Natur,
dann bleibst du bei den Kleinen.
Aus diesem Grunde nur.