Schlagwort-Archive: Marc Chagall

Urlaubssperre

Mal endlich wieder wen gefunden,
der mich nach M*** hochgebracht,
wo ich zwei, drei verträumte Stunden
‘nen Stuhl zum Hochsitz mir gemacht.

Vor dieser Bar oder Taverne,
die auf dem höchsten Punkt postiert,
dass automatisch in der Ferne
der Blick sich überm Meer verliert.

Doch ebenso mit Wohlbehagen
auch auf die kleine Bucht gebannt,
die wie ein Schlupfloch rausgeschlagen
aus diesem hölzern steifen Strand.

Und zur Befest’gung an den Seiten
mit Felsensäulen so besetzt,
dass sich der Reißzahn der Gezeiten
vergeblich an der Pforte wetzt.

Ist damit alles schon beschrieben?
Was macht mir diesen Fleck so wert?
Auch die Terrassen, eingetrieben
in einen Hang, zur See gekehrt!

Da recken sich in graden Reihen
die Sprösslinge verschiedner Art,
die Halme hoch nach Sonne schreien,
des Mutterbusens Gegenwart.

Nach Namen dürft ihr mich nicht fragen,
ist mir Gemüse alles, Kohl,
nur die daneben Wurzeln schlagen,
nur die Agaven kenn ich wohl.

Nicht die, die wo auf ödem Acker
vereinzelt im Gelände stehn,
wo nur die rauen Highway-Trucker
zum Pinkeln in die Büsche gehn.

Nein, alle schön auf einem Haufen
und nüchtern nach der Schnur gepflanzt,
dass bei Bedarf du einmal kaufen
den Rausch aus ihren Säften kannst.

Und nur ein Dutzend Schritte weiter
ein kleiner Platz mit Pergola –
der Ausblick da nicht wen’ger heiter,
doch nirgendwo so blumennah.

Da wird von violetten Trauben
Glyzinien man dicht umringt,
wie man in alten Gartenlauben
in Geißblatt und Jasmin versinkt.

Die Kirche als Kontrast daneben –
mit Wänden, makellos geweißt,
die, dieser Fülle Recht zu geben,
„Zur Jungfrau von den Wundern“ heißt.

Würf alles man auf eine Waage,
mit der man Paradiese wiegt,
man säh, dass diese schöne Lage
genau auf ihrem Level liegt.

Noch!, um es unverblümt zu sagen.
Touristen kriegen alles spitz
und haben sich schon durchgeschlagen
zum bestgetarnten Göttersitz!

Dass nicht noch mehr dies Plätzchen buchen,
um seinen stillen Charme zu störn,
möcht ich euch höflich hier ersuchen,
mir auf Verschwiegenheit zu schwörn.

Nicht arglos noch die Trommel rühren,
indem man dies und jenes lobt,
sonst wird’s womöglich dazu führen,
dass hier einmal das Leben tobt.

Versprochen? Diesen Ort verschweigen
wir eigennützig vor der Welt!
Und bloß nicht seinen Namen zeigen,
nur was Vers 1 der Stern erhellt!