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Kleiner Donner

HintergrundgeräuscheGewitter? Nein – beim zweiten Hören
ein Feuerwerk nur irgendwo.
Doch statt mein Auge zu betören,
brennt`s hinter Dächern lichterloh.

Wie Glühwürmchen nur Autos huschen
durch der Gardine Maschenzaun.
Ich bastle wieder Liederluschen –
am Tisch, wo andre Essen kaun.

Ach, wie der Knüppel, der vom Hauen
nicht abließ, eh der Bann gelöst,
muss ich wohl fleißig Verse bauen,
bis in die Kuhle man mich stößt!

Doch gibt`s nicht schlimmere Manien?
Geschreibsel, das im Schapp verstaubt!
Nichts was in fremde Ohrn geschrien,
denselben die Besinnung raubt!

Dafür jetzt Martinshorngeleier!
Sie hörn es nicht? Dann sei`n Sie froh!
Man lebt hier nicht an Wald und Weiher,
nein, dicht beim Feuerwehrdepot!

Jetzt Pyro-Böller-Donnerschläge.
Mein Heim wird zum Kanonenrohr!
Als Ausgleich zu besäuseln pflege
ich das Idyll am Gartentor.

Ein Tisch gehäufter Illusionen,
Geschirr gleich, das man stehen lässt.
Ich kann ihn nicht davon verschonen –
der Träume ungekautem Rest.

Das Blatt muss ich zur Lampe schieben,
dass ich die Zeiln erkennen kann –
die Augen sind nicht jung geblieben
und blinzeln müde dann und wann.

Auch kann ich mich dabei ertappen,
dass Bilder melden sich verstohln
vom Kindheitsort, wo fahle Knappen
das schwarze Gold zu Tage holn.

Wie oft sah ich den Tag schon bleichen,
das Fenster mit Gestirn gefüllt,
die ew’ge Wiederkehr des Gleichen,
die `s Altern uns der Zeit verhüllt!

O Glas, in Mauern eingelassen,
das du dem Blick die Welt erschließt –
wie muss den Spiegel man da hassen,
wo in der Miene man nur liest!

Zeigt Furchen schon bei kurzem Äugen,
die ihr die Jahre eingepflügt,
und Tränen mögen wohl bezeugen,
dass dieses Konterfei nicht lügt.

Gewitter nicht, Naturgewalten –
nein, Garben flücht’gen Feuers nur,
die steigend langsam schon erkalten,
und fall’nd verhauchen ihre Spur.

Lärmverschmutzung

LärmverschmutzungOh, wie sie um die Wette heulen
mit Blaulicht und mit Martinshorn!
Ich könnt sie manchmal niederkeulen,
obwohl nicht zur Gewalt geborn.

Den ganzen Tag geht dies Gezeter,
zuzeiten sogar Schlag auf Schlag,
lässt auch nicht nach am Abend später,
nicht Mittwoch und nicht Donnerstag.

Dem Sonntag selbst, der nachgerade
der Inbegriff der Ruhe ist,
fährt schmetternd oft in die Parade
der’s Autoblech bläst, der Hornist.

Direkt im Zentrum, Bahnhofsnähe.
Da wo das Herz der Stadt pulsiert.
Urbanität, auf die ich stehe –
bis auf den Lärm, der sie regiert!

(Den Mietenspiegel man befrage,
dass er der Wohnung Preis erhärt:
Doch hier markiert er „gute Lage“,
mit andern Worten: Er verzerrt.)

Am liebsten würd ich südwärts ziehen,
wo ruhiger das Leben fließt,
wo ‘n Wagen, vor dem andre fliehen,
nur selten übers Pflaster schießt.

Wo meine Ohren sich erfreuten
an Klängen, frisch aus der Natur,
und abends noch die Glocken läuten,
die Stille unterstreichend nur.

Im Bette noch dem Meere lauschen,
das um die Ecke gleich beginnt;
in süßen Träumen Wellen rauschen,
mich selig wiegend wie ein Kind.

Tatü tata! Ein jähes Jaulen
zerreißt den ahnungslosen Raum.
Ach, bleiben werd ich hier, verfaulen.
Im Lärm verliert sich selbst der Traum.