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Der gefangene Frühling

der-gefangene-fruehlingDes Frühlings ganze Lebensfülle
auf diesen engen Raum gedrängt!
Ein Korb der Erde dient zur Hülle,
in die er seine Samen senkt.

Narzissen, wunderlich zu schauen,
in ihrem Wuchs, so kindlich klein,
erheben voller Gottvertrauen
sich ins fragile Pflanzensein.

Die Stiele glühn in zartem Grüne,
das goldne Blütensterne wiegt
hoch über dieser Weltenbühne,
die feucht zu ihren Füßen liegt.

Und wie Laternen überragen
sie, was aus dieser sonst noch quillt –
so Blumen mit ‘nem Mühlenkragen
und Efeu, der sein Fernweh stillt.

Da läuft auch auf geflochtnem Rande,
wie Werg so schwerelos beschwingt,
aus feinstem Strohhalm die Girlande,
die locker diesen Strauß umringt.

Und die als Sasse hier zu deuten,
als Nest, in dem der Hase haust,
den es vor Fuchs und Hundemeuten
und vor dem Meuchelpuffer graust.

Gottlob, auf künstlichem Gestecke
erschreckt ihn nicht des Jägers Schuss –
doch schaut so scheu er um die Ecke,
dass Schlimmes man befürchten muss.

So hab den Lenz ich eingefangen
mit diesem bunten Fertig-Beet,
damit auf Wunsch er und Verlangen
mir ständig zur Verfügung steht.

Und wenn mit finsterem Gemüte
die Nacht verhüllt der Sonne Lauf,
dann geht mir zwischen Blatt und Blüte
türkis das Licht der Lampe auf!