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Hüter des Hauses

Hüter des HausesEine der mächtigsten Gestalten,
die wandeln wohl auf Gottes Erd,
ist jener Meister, dessen Walten
so manches Haus das Fürchten lehrt.

(Auf dass man einfach nur vereine
die Substantive sechs und vier,
zu wissen, wen ich damit meine:
Capito? Also weiter hier.)

Meist ist er unscheinbar gekleidet,
begnügt sich mit ‘nem grauen Ton,
weil, denkt er, man ihn eh beneidet
um seine prächt’ge Position.

Er muss auch keine Waffen tragen,
‘n Hammer und ‘ne Zange langt,
die Übel aus dem Feld zu schlagen,
an denen so ‘ne Klitsche krankt.

Wie Petrus an der Himmelspforte
schwenkt er zudem ein Schlüsselbund,
indes als englische Eskorte
ihm dient ein deutscher Schäferhund.

Samt diesen Amts- und Würdezeichen,
mit denen er verwachsen scheint,
sieht man ihn durch die Gänge schleichen,
den Zerberus kurz angeleint

Dass wie ein Polizist auf Streife,
der wachsam seine Runde geht,
im Treppenhaus er seine Schleife
des öfteren am Tage dreht.

Ist er nicht auch ein Ordnungshüter
und stets bereit, sich zu empörn,
sobald rebellische Gemüter
den Frieden im geringsten störn?

Dazu steckt er die Schnüffelnase
nach Möglichkeit in jeden Bau
und kennt vom Opa bis zur Base
den ganzen Stammbaum haargenau.

Und keine Kiste und Kommode,
entgeht dem Kuckuckskleberblick,
er weiß, was gut ist und marode
und wer es dünn hat oder dick.

Ein typ’scher Fall von Herrschaftswissen.
Er kennt zwar nicht den Terminus,
doch kann er ihn auch gerne missen –
er weiß ja, was er wissen muss.

Frau Meier, tach. Wo ich Sie sehe,
erklärn Se mal dem Sohnemann,
dass er da in der Haustürnähe
sein Rad nicht stehen lassen kann!

Und tagte da bei Ihnen gestern
vielleicht der ganze Sparverein?
Ich sitz gemütlich vor ‘nem Western
und denk, gleich stürzt die Decke ein!

Mit Müllers hab ich schon gesprochen,
die warn darüber auch nicht froh,
ham ihr Canasta abgebrochen.
Das sach ich Ihnen nur mal so.

Nicht lange um den Brei rumreden.
Nur immer herzhaft und direkt.
So zieht er munter seine Fäden,
auch wenn’s der Nachbarschaft nicht schmeckt.

Das gilt besonders für die Kinder,
dern harmlos-unbeschwertes Spiel
als Regel- und Verbotserfinder
zu störn ihm immer schon gefiel.

Woraus im Weitergang zu schließen,
dass gern er auf die Schwächsten drischt,
um eine Stärke zu genießen,
die nicht an Stärkeren erlischt.

Doch wird auf ewig es so bleiben,
dass er so herrscht, so unbeschränkt?
Bald wird man einen Nachruf schreiben,
der seiner „herzensgut“ gedenkt.

Dann weilt er schon in Minos’ Höhle,
im Labyrinth der Unterwelt,
gespenstisch wandernd mit ‘ner Töle,
die nur noch wie ein Schatten bellt.