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Voller Fundus

Voller FundusWird mir der Vorrat denn an Reimen
nicht eines Tags zu Ende gehen?
Dies hübsche Aneinanderleimen
von Wörtern, die sich ähnlich sehn?

Schon jetzt hab manchmal ich’s Empfinden,
dass vieles ständig wiederkehrt
und sich im Gleichklang nur verbinden
‘ne Handvoll Silben, die bewährt.

Gewiss kann man sie kombinieren
auf tausendfach verschiedne Art –
doch nur, wie Kräuter variieren,
wenn man den gleichen Eintopf gart.

Dem gilt, Poet, es vorzubeugen:
Die Sprache, die dein A und O,
ist, wie die Größten grad bezeugen,
ein unerschöpfliches Depot.

Geh meinetwegen mit Laterne
bei Stille und bei Sturmgebraus,
bei Tag und Nacht in die Kaverne
und fisch dir die Kleinodien raus!

Ist es der Fülle anzulasten,
verliert sie jemand aus der Sicht?
Vorm reich gedeckten Tisch zu fasten,
geziemt dem Mönch – dem Barden nicht.

Um Vorräte ist mir nicht bange,
man schürf nur fleißger nach ‘nem Fund:
Nicht zaghaft mit der Zuckerzange –
mit Baggern bis zum tiefsten Grund!

In Klausur

In KlausurNach draußen ich mich heut nicht wagte
trotz Sonnenscheins im Überfluss,
weil es ein Zaubrer mir versagte –
Spezialgebiet: der Hexenschuss.

Ein falscher Schritt und meine Lenden
durchzuckte jäh ein dumpfer Schmerz.
Ich konnt nicht drehen mich und wenden,
stand angewurzelt wie aus Erz.

Durchs Fenster lachte mir die Sonne
so recht verführerisch ins Haus
und kam ich doch wie Mönch und Nonne
aus meiner Zelle nicht heraus.

Mal langsam vor mit kleinen Schritten –
wie fühlt ich mich der Schnecke nah,
die Stund um Stunde fortgeglitten
und irgendwie noch immer da!

Und plötzlich wieder dieses Zucken,
das mich zu Salz erstarren lässt –
ich hielt mich ohne groß zu gucken
am ersten besten Strohhalm fest!

Statt meiner war der Tag gelaufen –
der kränkelt nicht in Ewigkeit,
fegt unentwegt zu Abfallhaufen
Momente abgelebter Zeit.

Ich wand mich irgendwie ins Kissen
und rührte mich nicht mehr vom Fleck.
Dann ist der Faden mir gerissen –
ein Horrortraum nahm mich hinweg.