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Kultige Kost

Kultige KostDie Rampe, die zum Parkplatz führte,
sah pausenlos die Kunden nahn –
ein Wagen nach dem andern schnürte
empor auf dieser schmalen Bahn.

Das wär wohl kein Problem gewesen
bei Autos üblicher Statur,
doch warn sie alle auserlesen,
die man da in die Höhe fuhr.

Ein Schauzug edelster Modelle,
der seinen Laufsteg dort betrat,
und jedes, bis zur Kurbelwelle,
ein echtes Dickschiff von Format.

Auf grader Bahn wär’s noch gegangen,
doch in der Kurve wär’s passiert –
drum hat ein Spiegel da gehangen,
der die Boliden reflektiert.

Nun wollt ihr aber sicher wissen,
wohin es die denn alle trieb.
Nun denn, zu jenen Leckerbissen,
die wohl kein Doktor je verschrieb.

Zu Feinkost nämlich bester Sorte,
die auf der Zunge schon zergeht
und wie ein Bild „Nature morte“
noch farbenfrisch im Tresen steht.

Und wer auf Luxus halt versessen
in seiner ganzen Lebensart,
braucht eben auch Delikatessen,
die er sich nicht vom Munde spart.

So ‘n Staat, den können wir nicht machen
mit unserm schlichten Untersatz –
doch eine Handvoll leckrer Sachen
findet auch da noch immer Platz.

Unglaublich still

Unglaublich stillEin Abend von der stillen Sorte.
Es rührt sich nirgendwo ein Blatt.
Auch alles sonst: Nature morte –
wohl dem, der jetzt ‘nen Pinsel hat!

Wie lassen sie die Flügel hängen,
die Flaggen, die doch sonst geschwellt
sich stolz in alle Winde drängen
hoch oben unterm Sternenzelt.

Auch auf dem Rummelplatz der Straßen
tanzt alles andre als der Bär;
trüb liegt und traurig er dermaßen,
als ob er sanft entschlafen wär.

Klar, dass auch die Geräusche fehlen.
Der Mensch und die Maschine schweigt.
Man hörte wen beim Erbsenzählen
und wie er wem die Zähne zeigt.

Ja, säße wer beim Trübsalblasen,
man nähm es heut womöglich wahr
genauso wie den städt’schen Rasen
im Wachsen ganz unmittelbar.

Na schön, ihr findet’s übertrieben:
So was von Frieden gibt es nicht.
Ach, ihr mit euren Seitenhieben,
aus denen Neid und Nörgeln spricht!

Wenn ihr nicht glaubt, was ich hier schreibe,
kommt, spürt hier selbst die Ruhe pur!
Nein, besser bleibt ihr mir vom Leibe –
die Stille, ihr zerstört sie nur!